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An die eigene Nase

Jirka Grahl über den Dopingskandal von Seefeld

Eigentlich könnte alles so schön sein für die Deutschen bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Seefeld (Österreich): Bevor Freitagnachmittag die Skispringer den Weltmeister auf der Normalschanze ermittelten, lag Deutschland mit fünf Goldmedaillen und zwei silbernen auf dem zweiten Rang des Medaillenspiegels - eitel Sonnenschein in Tirol. Oder?

Nein. Der Dopingskandal am Rande dieser Welttitelkämpfe hängt drohend wie eine dunkle Gewitterwolke über dieser WM. Am Mittwoch waren fünf Langläufer aus Österreich, Kasachstan und Estland im Zuge einer Razzia der Staatsanwaltschaft festgenommen worden. Alle haben Eigenblutdoping gestanden und sind inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Dass keine Deutschen dabei waren, sollte den Sport hierzulande keineswegs beruhigen. Schließlich war der mutmaßliche Drahtzieher dieses internationalen Dopingnetzwerkes ein Erfurter Arzt: Mark S., der inzwischen in München in Haft ist. In seiner Praxis sollen 50 bis 60 Profisportler ein- und ausgegangen sein - Schwimmer, Fußballer, Radsportler, Leichtathleten und Handballer. Peinlich: Die Praxis des ehemaligen Teamarztes der Radprofiteams Milram und Gerolsteiner war lizenzierte sportmedizinische Untersuchungsstelle des Landessportbundes Thüringen. Dass Ex-Profis S. schon seit 2009 des Dopings bezichtigten, störte scheinbar nicht.

Hierzulande wird ja gerne mit dem Zeigefinger auf die anderen gezeigt - auf Russen, Chinesen und US-Amerikaner. Der Skandal von Seefeld zeigt: Die Deutschen müssen dringend vor der eigenen Tür kehren.

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