Grausame Zeiten

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Aris Kommenos irrt durch Athen. Es ist eine Odyssee von Würzburg aus, um eine Erbschaft zu klären - eine todkranke Frau im Altersheim, in dem Aris als Pfleger arbeitet, bittet ihn, ihre Enkelin in Griechenland aufzusuchen. Es wird zu einer Suche nach der eigenen Herkunft: Aris wurde in Griechenland geboren und als Kleinkind von Deutschen adoptiert; zu einer Flucht vor der Tristesse und Ausweglosigkeit seines dahinplätschernden Lebens. In der von Ruinen geprägten griechischen Metropole - sowohl antiken als auch jenen durch die Wirtschaftskrise entstandenen - führt die Suche in die Vergangenheit. Aris findet heraus, dass er im Dorf Kommeno geboren wurde, das 1943 von der Wehrmacht komplett zerstört worden war. Gerasimos Bekas erzählt in seinem Debütroman »Alle Guten waren tot« von den Verbrechen der Deutschen, vom griechischen Widerstands während der Besatzung und von den Verstrickungen beider Länder bis in die Gegenwart hinein - bis ins Innere von Aris. »Es gibt Menschen, die nirgendwo sich verorten können. Dazu zähle ich Aris, die Hauptfigur«, so der 31-jährige Bekas. Der Autor wuchs in Griechenland und Franken auf, arbeitet als Schriftsteller und Theatermacher in Berlin und Athen. In Zeiten der Grausamkeit, die er beschreibt, blitzen aber auch stets Momente der Menschlichkeit auf, das Traurige, das Hässliche, das Bekas erzählt, hat immer auch etwas Tröstendes, Schönes (Rowohlt, 256 S., geb., 20 €). nd

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