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Nur wenig Entlastung
Stefan Otto über die bevorstehende Bafög-Anhebung
Der Abgeordnete Kai Gehring von den Grünen spricht von »Kleckerschritten«. Nicole Gohlke von der Linkspartei glaubt nicht, dass die »Sektkorken knallen« werden. Eine Trendwende wird mit der von der Großen Koalition angestrebten Bafög-Novelle, zu der im Bundestag am Freitag die erste Lesung stattfand, nicht ausgehen.
Die Ausbildungsförderung soll zwar angehoben werden, der monatliche Höchstbetrag von aktuell 735 auf 861 Euro im Jahr 2020 steigen, und auch der Wohnzuschlag wird von 250 auf 325 Euro erhöht. Doch das Dilemma bleibt: Damit ist nur mit Glück ein WG-Zimmer in einer Uni-Stadt zu bekommen. Die Mieten steigen rascher als die Bafög-Sätze. Die Lebenshaltungskosten können durch die Förderung, die in einem langwierigen Gesetzgebungsverfahren beschlossen wird, nicht abgedeckt werden. Studierenden, die aufs Bafög angewiesen sind, weil sie nicht ausreichend von ihren Eltern unterstützt werden können, wird die Anhebung der Förderungssätze nur bedingt weiterhelfen.
Trotzdem nimmt die Zahl der Studierenden kontinuierlich zu. Das ist bemerkenswert. Rund 2,8 Millionen Menschen sind derzeit an den Hochschulen eingeschrieben. Doch nur jeder achte Studierende erhält Bafög-Leistungen. Und vier von fünf Empfängern müssen noch nebenher arbeiten, um über die Runden zu kommen. Das bedeutet Stress - den Studierende, die von ihren Eltern unterstützt werden, nicht haben. Das zeigt: Die Voraussetzungen zum Studieren sind weiterhin denkbar unterschiedlich verteilt. Die Bafög-Novelle wird daran wenig ändern.
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