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Martialischer Spahn-Plan
Ulrike Henning über eine Impfpflicht, die das Problem missversteht
Während Jens Spahn mit seinem Gesetzentwurf zu einer Masernimpfpflicht ausreichend politische Unterstützung bekommen wird, bleiben Fragen nach der Sinnhaftigkeit des Unterfangens bestehen. Auch aus Sicht der EU-Kommission ist eine Impfpflicht kein Allheilmittel; »andere Organisationsformen des Impfens scheinen genauso wirksam zu sein«, merkte Kommissions-Vizepräsident Katainen kürzlich dazu an. Genau das ist die Frage: Wenn die Impfraten bei Masern sogar angestiegen sind, warum öffnet der Gesundheitsminister nicht Wege, die Rate der doppelt geimpften Kinder zu erhöhen? Wenn diese schon die erste Immunisierung erhalten haben, dürfte eine Gegnerschaft zu einer solchen Prozedur kaum Grund für das Versäumnis sein. Die neuesten Zahlen des Robert-Koch-Instituts sagen zudem, dass jede zweite Masern-Erkrankung Erwachsene und Jugendliche betrifft - eben nicht Kinder. Wo ist der Plan, diese Gruppe für die Impfung zu erreichen?
Mit einer Impfpflicht im vorgesehenen Rahmen wird das Problem nicht gelöst, sondern sie könnte auch noch zu falschen Rückschlüssen führen: Impfungen gegen andere Krankheiten erschienen unwichtig. Gesunkene Quoten bei Diphterie oder Tetanus weisen darauf hin. Und Impfskeptiker würden angesichts einer Zwangsmaßnahme endgültig zu Gegnern.
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