Turbulent wie ein Hurricane

Mit dem »DuckTales«-Reboot kehren Dagobert Duck und Co. zurück auf den Bildschirm: Besser als jemals zuvor!

  • Lee Wiegand
  • Lesedauer: 4 Min.

Reboots sind nicht zwangsläufig erfolgreich, nur weil das Original ein Meilenstein der Film- und Fernsehgeschichte gewesen ist. Park Chan-wook›s Rache-Epos »Oldboy« aus dem Jahre 2003 zum Beispiel ist ein brillantes Meisterwerk, gilt als einer der prägendsten und einflussreichsten Filme des südkoreanischen Kinos und ist in nahezu jeder Hinsicht perfekt. Genau zehn Jahre später versuchte Spike Lee sich an einem Reboot des Streifens, was in einer Katastrophe endete. Der »Filmdienst« nennt die Version von 2013 gar ein »seelenloses Imitat, dessen grausame Gewalttätigkeit zum Selbstzweck gerinnt«. Ein Meisterwerk wird eben nicht besser, nur weil Hollywood das Ganze blutiger und mit Samuel L. Jackson inszeniert.

Dennoch bedeutet Reboot nicht automatisch Flop. Denn andersherum gilt: Ist die Vorlage kein Meilenstein, ist viel Luft nach oben. Das beweist dieser Tage ein Animationsstudio des Disney Konglomerats. Nicht, dass die »DuckTales«-Serie aus den späten 80er-Jahren per se furchtbar gewesen wäre, doch selbst als Fan muss man sich eingestehen, dass die alten Charaktere und die Plots wirklich eindimensional gewesen sind.

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Damals war Onkel Dagobert halt nur die reichste Ente der Welt, die Neffen Tick, Trick und Track waren im Prinzip ein und dieselbe Person, der ewige Verlierer Donald war die meiste Zeit überhaupt nicht mit von der Partie, und die weiblichen Charaktere wurden gänzlich in Nebenrollen gezwängt, wie zum Beispiel Webby Vanderquack, die als nerviges Gimmick der gleichaltrigen Drillinge herhalten musste.

Neue Wege in Sachen Gleichberechtigung

30 Jahre später ist mit einer jungen (beziehungsweise jüngeren) Generation Kulturschaffender auch ein neuer Zeitgeist bei Disney eingezogen. Bereit, in Sachen Gleichberechtigung, Diversität und Repräsentation ganz neue Wege zu gehen und Entenhausen von einer weißen, bornierten Kleinstadt in eine moderne, bunte Metropole zu verwandeln.

Aus Mrs. Beakley und Webby sind in der neuen Serie zwei starke weibliche Charaktere geworden, die in mehreren Folgen gänzlich die Hauptrolle übernehmen und eingebildete Erpel in ihren Schatten stellen. Komplettiert wird das Duo durch Webbys neue beste Freundin Lena, die ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt und zumindest ungewollt auch homoromantische Vibes in die anthromorphe Welt einführt.

Mit Dauerpraktikant Fenton Crackshell-Cabrera alias Superheld Krach-Bumm-Ente treffen wir erstmalig Ducks of Color (DoC) in Entenhausen an, und seine »M‹Ma« Cabrera zeichnet die Geschichte einer Latina-Ente bei der örtlichen Polizeitruppe nach. Das ganze funktioniert übrigens ganz ohne Klischees und Stereotype.

Dagobert Duck als Babysitter

Insgesamt werden die Charaktere aus und um den Duck-Clan herum tiefer und vielschichtiger als jemals zuvor, vor allem weil man sich enger an die Großmeister des Entenhausen-Universums und ihre Geschichten anlehnt, Carl Barks und Don Rosa. Nachdem Donald zehn Jahre kein Wort mehr mit seinem wohlhabenden Onkel gewechselt hat, muss er ihn zu Beginn der ersten Staffel jedoch als Babysitter für die gemeinsamen Neffen Tick, Trick und Track - im Original Huey, Dewie und Louie - einspannen. Selbstverständlich dauert es nicht lange bis sich die drei mit ihrem Onkel, Webby und Mrs. Beakly in die wildesten Abenteuer stürzen.

Nach und nach wird dabei der Werdegang der reichsten Ente der Welt erzählt und berichtet, was die jahrelange Funkstille zwischen Fantastillodär Dagobert und ewigem Verlierer Donald ausgelöst hatte. So viel sei verraten: Es geht um das Verschwinden von Della Duck, Donalds Zwillingsschwester und Mutter der Drillinge, die einst mit den beiden Abenteuer erlebt hat.

Während man langsam hinter die Mauer der Geheimnisse um den Clan Duck steigt, entdeckt man allerlei alte Bekannte, wie Quack, den Bruchpiloten, Daniel Düsentrieb und das Helferlein, Gustav Gans sowie Rivalen, wie Hexe Gundel Gaukeley, die Panzerknacker und Mac Moneysack, ohne dass dabei in die Falle getappt wird, die alten, bekannten Geschichten nur wieder aufzuwärmen, wie es dem Disney-Konzern zum Beispiel bei der neuen Star-Wars-Trilogie passiert ist. Bei den »DuckTales« gibt es zwar nostalgische Anflüge, um die alten Fans mit ins Boot zu holen, aber ebenso genug neue Ideen, um auch Millenials wie mich zu überzeugen.

Ebenso ist der Cast der (englischen) Synchronsprecher*innen phänomenal. Sängerin Kate Micucci (Garfunkel & Oates) leiht Webby ihre Stimme, Danny Pudi (Community), Ben Schwartz (Parks and Recreation) und Bobby Moynihan (Saturday Night Life) sprechen Tick, Trick und Track ein, und Dagobert Duck wird von niemandem anderen als David Tennant (Doctor Who) vertont, der endlich einmal seinen feinsten schottischen Akzent rauslassen darf. Ein echtes Must-see!

DuckTales, zwei Staffeln verfügbar bei Disney

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