- Kommentare
- Von der Leyen
Rechte Hypothek
Wolfgang Hübner über von der Leyens EU-Ambitionen
Falls die Strippenzieher in der EU geglaubt hatten, mit ihren jüngsten Personalentscheidungen dem europäischen Gedanken und der Demokratie einen Dienst zu erweisen - sie erreichten das genaue Gegenteil. Den lieben langen Wahlkampf über ein paar Spitzenkandidaten durch den Kontinent tingeln zu lassen, um dann etwas ganz anderes einzufädeln, das erinnert stark an das von Walter Ulbricht überlieferte Diktum: »Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.«
Natürlich ist die Gemengelage in der vielgestaltigen Europäischen Union überaus schwierig. Ein Deal zwischen den Großmächten Frankreich und Deutschland ist dennoch kein Beitrag gegen, sondern eher ein Turbo für Politikverdruss. Auch wenn Angela Merkel nun hoffen kann, weit über ihre Kanzlerschaft hinaus mit Ursula von der Leyen eine politische Gefährtin in einer zentralen Position zu platzieren - als eine Art Vermächtnis.
Allerdings stehen hinter dem Namen von der Leyen nicht nur wegen der Tücken ihrer Ministerkarriere in Deutschland einige Fragezeichen. Sie ist - sofern sie tatsächlich Chefin der EU-Kommission wird - eine Präsidentin von Gnaden der Orbans, Kaczynskis und Salvinis. Die Rechtspopulisten hatten andere Kandidaten blockiert, von der Leyen aber abgenickt. Das ist kein lässlicher Schönheitsfehler, sondern eine schwere Hypothek. Um sich davon zu befreien, muss von der Leyen sich sehr klar gegen Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Fremdenfeindlichkeit positionieren - verbal und praktisch.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!