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Zeitdruck

Neues aus dem Trainingslager des 1. FC Union von Alexander Ludewig

So richtig schön wird es in Windischgarsten ab Mittwoch - wenn der 1. FC Union seine Zelte im Trainingslager abbricht. Das ist nicht die Meinung der Einheimischen. Im Gegenteil: Der ein oder andere Gastwirt wie beispielsweise Gottfried aus dem »Rössl« wird nach langen, geselligen und wortreichen Abenden vor allem die Fans des Berliner Bundesligisten vermissen. Horst Dilly, der in seinem Hotel die Fußballer beherbergt, meint: »Das sind alles super Jungs, sehr freundlich und diszipliniert - wie es der Trainerstab vorlebt.«

Nein, schön wird das Wetter. Sommerliche 26 Grad Celsius und mehr werden vorhergesagt. Am Montag riss nach verregneten Tagen zumindest der Himmel wieder auf - und gab den Blick auf die leicht schneebedeckten Berggipfel frei. Jetzt umweht auch der bislang verborgen gebliebene Duft der Sommerwiesen die Nase. Kühl ist es in kurzer Hose und T-Shirt trotzdem noch. Ins Schwitzen kommen nach dem freien Sonntag nur die Spieler. Mit zweieinhalb Stunden bittet Trainer Urs Fischer am Vormittag zur bislang längsten Übungseinheit in Oberösterreich. »Druck, Druck!«, ruft der Schweizer mit rollendem »R« immer wieder über den Platz.

Nach dem Training spricht Grischa Prömel über die ersten sportlichen Erkenntnisse nach acht Tagen in Windischgarsten. »Wir legen im Moment viel Wert auf den Spielaufbau und das Spiel mit dem Ball. In der Bundesliga darf man sich nicht so viele Ballverluste erlauben«, erzählt der Mittelfeldspieler: »Der Aufstieg ist Vergangenheit.« In Zukunft ist mehr Handlungsschnelligkeit gefragt und Aggressivität. Mit verschiedenen Spielformen und kognitiven Übungen wird die Mannschaft darauf vorbereitet. »Den Ball jagen«, fordert Co-Trainer Markus Hoffmann von der verteidigenden Mannschaft. Selbst beim Torschusstraining soll das Spielgerät vom Schützen »attackiert« werden. Warum? »Wir haben keine Zeit«, erklärt Fischer seinen Fußballern.

Zurück zum Wetter. Tatsächlich wird Oberösterreich als Ort für Sommertrainingslager immer beliebter - weil es hier generell nicht so heiß ist wie andernorts. Das wiederum verwirrt einige Reisende. Die Marille ist eine oft und in jeder Form angebotene Spezialität: zum Frühstück als Marmelade, als Knödel zur Hauptspeise, zum Nachtisch im Palatschinken oder in gebrannter, flüssiger Form, meist abends. Doch sie wächst hier gar nicht, es ist ihr zu kalt. Deshalb wird die Frucht in Massen aus der Wachau bestellt, einer Region an der Donau, rund 120 Kilometer nordöstlich von Windischgarsten gelegen.

Grischa Prömel ist etwas geknickt. Die Sonnenstrahlen lassen die Mannschaft am Nachmittag zum geplanten Raftingausflug aufbrechen. Weil die Wildwasserfahrt im Schlauchboot auch als sportliche Belastung gesehen wird, muss der 24-Jährige im Hotel bleiben: Rückenprobleme. Später, beim Teamgrillabend, wird er wieder dabei sein. Prömel freut sich drauf. Denn auch er wird etwas vermissen: »die gemeinsamen Abende mit den Jungs«. »Den gewöhnlichen Lagerkoller zum Ende eines Trainingslagers spüre ich hier nicht«, sagt er. Und ganz vorbei ist die Reise für Prömel und seine Mitspieler mit dem Abschied aus Windischgarsten auch noch nicht. Am Mittwochabend tritt der 1. FC Union beim ältesten Fußballverein Österreichs an - der First Vienna FC feiert 125. Geburtstag.

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