Öko-Flieger gesichtet

sieben tage, sieben nächte darüber, dass heutzutage ja wohl alles in ökologisch möglich ist.

  • Eva Roth
  • Lesedauer: 3 Min.

Es gibt Öko-Kaffee, Öko-Karotten und Öko-Klamotten - und ein Öko-Flugzeug ist nicht in Sicht? Eine drängende Frage, jedenfalls für Menschen, die einerseits gern fliegen und andererseits mit Fridays for Future sympathisieren. Also haben wir darüber am Mittwoch in der Redaktion diskutiert. Steffen Schmidt berichtet auf Seite 22 über v-förmige Flugzeuge, die weniger Sprit brauchen, was wissenswert ist, aber noch nicht richtig öko.

Also weiterdenken, bis plötzlich reihenweise umweltfreundliche Flieger auftauchen: Der Discus und der Janus, die ASK 21 und die Ka6 werden zwar nicht mehr mit dem Gummiseil, sondern mithilfe von Winden-Motoren am Boden in den Himmel gezogen. Danach bleiben die Segelflugzeuge aber ganz ohne Treibstoff oben, stundenlang, nur dank des Geschicks des Piloten und der Thermik, die sie steigen lässt, hunderte Meter weg von der Erde. Da oben gleiten sie dann durch die Lüfte, manchmal zusammen mit Störchen, Schwalben oder Milanen. Das kann sündhaft schön sein - mit oder ohne Gast - und es ist verdammt ökologisch. Die Ka6 ist sogar aus Holz!

Erfahrene Piloten legen regelmäßig Hunderte Kilometer zurück, auch mehr als 1000 Kilometer sind drin, Klaus Ohlmann ist vor einigen Jahren in Argentinien sogar genau 3008,8 Kilometer spritfrei geflogen. Natürlich muss bei alldem das Wetter mitspielen. Ein Manager kann nicht damit rechnen, dass er am Montag mit dem Segelflugzeug pünktlich um 8.35 Uhr in Hamburg landet und um 11.55 Uhr nach Berlin zurückfliegen kann. Andererseits: Ist es schön und schützenswert, von Termin zu Termin hetzen zu können?

Im Übrigen weiß kein Mensch, was künftig alles möglich ist. Das Militär hat Lastensegler schon im Zweiten Weltkrieg genutzt. Wenn die leisen Flieger kriegstauglich sind, dann sollte es doch möglich sein, sie auch für friedliche Zwecke zu nutzen.

Auch Windkraft und Sonnenenergie wurden früher belächelt: 100 Prozent Ökostrom geht nicht, manchmal herrscht nun mal Flaute und nachts ist es dunkel. Heute sieht man das etwas anders.

Weil wir sowieso weniger fliegen sollen, könnte man auch überlegen, wie man den Alltag der Menschen vom Grauschleier befreit, damit sie ihm nicht so oft entfliegen wollen. Denkbar auch ein Bonusprogramm für Konzernvorstände »More than Miles«: Wer die Businessflüge in seinem Unternehmen binnen eines Jahres auf zehn Prozent senkt, darf gegen eine Gebühr von 500 000 Euro Mitglied im Club »Elitemanager Deutschlands« werden, wird im FAZ-Ranking mit einem Foto seiner Wahl abgebildet, darf einen Tag seinen ärgsten Geschäftsfeind rumkommandieren und anschließend exklusiv von der weltberühmten Wasserkuppe aus im Nimbus mitfliegen, die Thermik spüren und das Glück in den Kopf lassen.

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