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Keine Freunde, nur Interessen
Aert van Riel über den Abschluss des G7-Gipfels
Der G7-Gipfel war die große Show von Emmanuel Macron. Zunächst überraschte der französische Staatschef die Öffentlichkeit mit dem Besuch des iranischen Außenministers Dschawad Sarif. Dann erklärte er am Ende der Zusammenkunft in Biarritz, dass die Bedingungen für ein Treffen von US-Präsident Donald Trump und dem Teheraner Staatsoberhaupt Hassan Ruhani geschaffen worden seien. Allerdings ist nicht absehbar, dass der Konflikt um das iranische Atomprogramm bald beigelegt werden kann. Trump hat seine Ankündigungen oft nach kurzer Zeit widerrufen. Auch die Staats- und Regierungschefs der anderen G7-Länder wissen, dass er kein verlässlicher Partner ist.
Ebenfalls bleibt abzuwarten, was aus der Einigung mit den USA zur Digitalsteuer wird, die Macron verkündete. Die Franzosen waren bei diesem Thema vor einiger Zeit vorgeprescht. Ziel ist, dass große US-Konzerne wie Google, Apple, Facebook und Amazon sich nicht mehr in dem Ausmaß wie bisher vor dem Steuerzahlen drücken können.
Die Ergebnisse des Gipfels werden vor allem Macron nutzen, der sich als erfolgreicher Diplomat inszenieren konnte. Eine neue Ära der internationalen Kooperation für eine gerechtere und friedlichere Politik wird aber mit Sicherheit nicht anbrechen. In der internationalen Politik gilt noch immer der Satz des früheren französischen Staatsmannes Charles de Gaulle: Staaten haben keine Freunde, sie haben Interessen. Und diese werden mit allen verfügbaren Mitteln durchgesetzt.
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