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Jeder vierte Deutsche ist judenfeindlich

Laut einer Studie des Jüdischen Weltkongresses meinen 41 Prozent, dass Juden zu viel über den Holocaust reden

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, beschäftigt sich der Jüdische Weltkongress, der Dachorganisation jüdischer Gemeinden und Organisationen aus mehr als 100 Ländern, dieses Jahr mit dem erstarkenden Antisemitismus in Deutschland. Der Zeitung liegt eine neue repräsentative Umfrage des Jüdischen Weltkongresses vor. Die Befragung mit 1300 Teilnehmern fand vor zweieinhalb Monaten statt, also vor dem rechtsextrem motivierten Anschlag auf die Synagoge in Halle.

Die Zahlen sind erschreckend. So bejahen 41 Prozent der Befragten die Aussage: »Juden reden zu viel über den Holocaust«. Die Umfrage spiegelt auch die Judenfeindlichkeit der deutschen Elite wieder, hierzu wurden Hochschulabsolventen mit einem Jahreseinkommen von mindestens 100.000 Euro befragt.

28 Prozent von ihnen behaupten, Juden hätten zu viel Macht in der Wirtschaft, 26 Prozent attestieren Juden »zu viel Macht in der Weltpolitik« - Aussagen, die zum klassischen Repertoire des Antisemitismus gehören. Fast die Hälfte von ihnen (48 Prozent) behauptet, Juden verhielten sich loyaler zu Israel als zu Deutschland. Zwölf Prozent aller Befragten geben an, Juden trügen die Verantwortung für die meisten Kriege auf der Welt. 22 Prozent sagen, Juden würden wegen ihres Verhaltens gehasst.

Rechtsextreme Parteien beflügeln Antisemitismus

Wachsender Antisemitismus wird von einer überwältigenden Mehrheit in der Bevölkerung wahrgenommen und mit dem Erfolg rechtsextremer Parteien in Verbindung gebracht. 65 Prozent der Deutschen und 76 Prozent der sogenannten Elite erkennen einen Zusammenhang an.

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Die Umfrage zeigt aber auch, dass die Bereitschaft wächst, gegen Judenfeindlichkeit vorzugehen. Zwei Drittel der sogenannten Elite würden eine Petition gegen Antisemitismus unterzeichnen, ein Drittel aller Befragten würde gegen Antisemitismus auf die Straße gehen. Etwa 60 Prozent räumen ein, dass Juden einem Gewaltrisiko oder hasserfüllten Verbalangriffen ausgesetzt seien.

Im Angesicht der Ergebnisse fordert der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, gegenüber der Süddeutschen Zeitung, »dass die gesamte deutsche Gesellschaft Position bezieht und Antisemitismus frontal bekämpft.« nd

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