»Jammer-Ossi«

Uwe Steimle ist beim MDR rausgeflogen - aus den falschen Gründen

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 2 Min.

Uwe Steimle sieht aus wie jemand, der immer genau weiß, wo sein Zahnarztbonusheft liegt. In karierten Tweedjacken bekleidet und dialektbeschlagen besuchte er die »kleinen Leute« in Sachsen, immer auf der Suche nach »Bewahrenswertem«. Harmlos, könnte man denken. Doch der MDR kündigte nun dem »Heimatforscher« seine Sendung, es gäbe keine Basis mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. »Zensur« raunen diejenigen, die in dem gebürtigen Dresdner einen der wenigen nicht linksgrünen Satiriker sehen.

Berühmt geworden ist Steimle in den 90er Jahren in der Rolle des ehemaligen Brigadeoffiziers Zieschong. Die Wende wird für die Kunstfigur zur »Kehre«. Zieschong badet in Erinnerungen an die DDR - das Wort »Ostalgie« soll seine Erfindung gewesen sein - und beklagt die Schattenseiten der Wiedervereinigung. Und es war ja auch immer etwas dran, an dem Vorwurf, die ostdeutschen Hoffnungen seien nach der Wiedervereinigung von der Treuhand bitter enttäuscht worden.

Doch in der bunten Sendung »Steimles Welt« kommt es in den folgenden Jahren immer wieder zu braunen Ausfällen. Die Flüchtlinge beim Dom »kacken hinter‘n Altar« wird da erzählt. Ein Mann berichtet, »die Syrer« hätten alle Forellen weggefischt. Steimle lächelt das alles weg. Er sei schließlich bloß ein »Seismograph« der Stimmung im Lande.

Doch Steimle spielt nicht nur den rechten Sachsen, er wird mit der Rolle immer deckungsgleicher. Er posiert in Nickis vom rechten »Compact«-Magazin, provoziert mit NS-Anspielungen und gibt der rechten »Jungen Freiheit« Interviews, in denen er Deutschland als »besetzten Staat« und die Öffentlich-Rechtlichen als »staatsnah« bezeichnet.

Letzteres war für den MDR entscheidend, um Steimle vor die Tür zu setzen. Das ist schade. Steimle ist einer, den man laut Gericht unter Umständen als »völkisch-antisemitischen Jammer-Ossi« bezeichnen darf. Das wäre ein Grund für einen Rauswurf gewesen, nicht »mangelnde Solidarität« mit einer pluralen Rundfunkanstalt.

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