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Statistik statt Gerechtigkeit
Uwe Kalbe über immer mehr Hilferufe an die Antidiskriminierungsstelle
Diskriminierung ist ein zerstörerisches Übel. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes legt davon Zeugnis ab. Doch bietet die Behörde allenfalls einen Eindruck vom Ausmaß individueller Betroffenheit. Wie Frauenbeauftragte, Integrationsbüros, Gleichstellungsgremien sich auch um ein bisschen Ausgleich mühen in den Kaskaden der Macht; die Fließrichtung bleibt doch gleich.
Oben und Unten, das sind die Pole, zwischen denen Benachteiligung im großen Stil organisiert wird. Vermutlich wissen die meisten Leute gar nicht von der Antidiskriminierungsstelle, obwohl die schon 2006 eingerichtet wurde. Das liegt wohl daran, dass sich ihre Wirksamkeit nicht herumspricht.
Der Auftrag der Behörde bleibt im Rahmen der Symptombekämpfung: Diskriminierung wird als kulturelles Defizit, als Problem von Einzelnen, allenfalls von Schichten betrachtet. Man kann auch schlussfolgern, die Antidiskriminierungsstelle leiste damit einen Beitrag zur Verkleisterung des Blicks auf die Ursachen.
Die Debatte kreist um die individuellen Folgen von Rassismus, von Benachteiligung und Herabsetzung; sie vernachlässigt, wieso die Ellbogenmentalität in dieser Gesellschaft so fröhliche Urständ feiert, warum so viele Menschen sich zurückgesetzt fühlen. Und wenn diese ihre Frustration womöglich in einer Münze heimzahlen, die man rassistisch nennen muss, dann reicht es bestimmt nicht aus, besorgt die Entgleisungen zu zählen.
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