- Politik
- Vier-Tage-Woche
Ohne Finnland weiterführen
Ines Wallrodt zur neu entflammten Debatte über eine Vier-Tage-Woche
Schade, das wäre mal ein Aufschlag gewesen, wenn eine Regierungschefin die Vier-Tage-Woche auf die Agenda setzen würde. Doch Finnlands Regierung dementiert diesbezügliche Pläne. Weiterführen sollten wir die Debatte trotzdem. Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin hat mit ihrer jetzt diskutierten Äußerung vom August - damals war sie noch Verkehrsministerin - die richtigen Aspekte benannt: Es geht um Selbstbestimmung, mehr Zeit für Familie, Angehörige, Hobbys, Lebensqualität.
Das ist auch die richtige Antwort auf die ewigen Forderungen von Unternehmen, die gesetzlichen Ruhezeiten weiter aufzuweichen, mit denen sie uns gerade erst ins neue Jahr geschickt haben. Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Ruhe. Sämtliche Gesundheitsreports belegen das. Vier Tage Arbeit oder auch 30 Stunden pro Woche sind genug. Allerdings nur bei vollem Lohnausgleich. Darin liegt denn auch die entscheidende Schwäche der jüngeren gewerkschaftlichen Offensive für Arbeitszeitverkürzung.
Linksfraktion fordert die Vier-Tage-Woche - bei vollem Lohnausgleich
Zimmermann: Möglichkeiten der Digitalisierung und des Produktivitätsfortschritts nutzen
Die Wahloption Geld oder Freizeit, die Tarifverträge seit einigen Jahren eröffnen, nimmt zwar das verbreitete Bedürfnis von Beschäftigten auf. Aber sie bedeutet auch Lohnverzicht und bleibt daher eine Option für einen exklusiven Kreis. In der Metall- oder Chemieindustrie können sich das viele leisten. In Bäckereien, Gastgewerbe oder Einzelhandel aber nicht.
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