Venezuela stoppt »Operation Gedeón«

Von US-Söldnerfirma geführter Umsturzversuch gegen Nicolás Maduro scheitert kläglich

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 4 Min.

Der US-Veteran und Söldner Jordan Goudreau hatte den Mund zu voll genommen. Dem Nachrichtensender Bloomberg sagte er am Montag, Hauptziel sei es gewesen, Venezuela zu befreien und Maduro zu fangen. Doch er musste einräumen: »Die Mission in Caracas ist fehlgeschlagen.«

»Die USA suchen nach Vorwänden, um in Venezuela einzumarschieren, und deshalb setzen sie Söldner ein«, hatte am Montagabend Nicolás Maduro in Venezuela kritisiert. Seiner Regierung gelang es, zwei Boote mit mutmaßlichen Söldnern an Bord vor der Küste zu stoppen. Der erste Vorfall soll sich laut Angaben des Innenministeriums in den frühen Morgenstunden am Sonntag ereignet haben. Ein bewaffnetes Kommando habe sich auf Schnellbooten dem Küstenstaat La Guaira nördlich der Hauptstadt genähert. Von den zehn Personen töteten Sondereinsatzkräfte der Polizei acht, nur zwei überlebten. Am Montag dann griffen Sicherheitskräfte mit Hilfe lokaler Fischer ein zweites Boot vor der Küste des Bundesstaates Aragua, westlich von La Guaira auf.

Sicher ist, dass es sich bei dem Umsturzversuch in Venezuela nicht wie von der Opposition um Juan Guaidó behauptet, um ein von Präsident Nicolás Maduro fingiertes Manöver handelt. Denn die Namen der mutmaßlichen Söldner sprechen für sich: Die beiden US-Amerikaner Luke Denman und Aaron Barry gehören zum US-amerikanischen Söldnerunternehmen SilvercorpUSA, das von Goudreau gegründet wurde. Goudreau erklärte, dass er mit den beiden festgenommenen US-Amerikanern im Rahmen der »Operation Gedeón« zusammengearbeitet habe, deren Ziel die »Befreiung« Venezuelas sei. Auch sie seien ehemalige US-Soldaten, mit denen er im Irak und in Afghanistan gedient habe.

Illuster lesen sich auch die Namen festgenommener Venezolaner: Die Ex-Militärs Antonio Sequea, César Pérez Sequea, Jesús Ramos und Adolfo Baduel - Sohn des ehemaligen Verteidigungsministers Raúl Baduel, eines einstigen Freundes von Chávez, der wegen Verschwörung im Gefängnis sitzt. Und bereits am Sonntag wurde der frühere Hauptmann der Militärpolizei Guardía Nacional, Robert Colina alias Panther, bei der Aktion vor La Guaira getötet.

Die Regierung Maduro bezichtigte Colina bereits im März, gemeinsam mit dem abtrünnigen Generalmajor Cliver Alcalá von Kolumbien aus den Sturz der Regierung in Caracas zu planen. Sequea war an dem gescheiterten Aufstand gegen Maduro am 30. April vergangenen Jahres beteiligt, bei dem der bis dahin unter Hausarrest stehende rechte Oppositionspolitiker Leopoldo López befreit wurde. López flüchtete sich in die spanische Botschaft in Caracas.

Die Operation Gedeón ist ein erneuter Versuch, die Regierung von Nicolás Maduro zu stürzen. Erst im März leitete Generalstaatsanwalt Tarek William Saab eine Untersuchung gegen den Abgeordneten und Oppositionsführer Juan Guaidó »wegen versuchten Staatsstreichs gegen Präsident Nicolás Maduro« ein. Zuvor waren 26 Sturmgewehre sowie Nachtsichtgeräte und Schalldämpfer im Nachbarland Kolumbien durch die dortigen Behörden beschlagnahmt worden. Clíver Alcalá hatte sich öffentlich zu den Anschlagsplänen in Venezuela bekannt und dabei eine Verwicklung von Guaidó erwähnt, die dieser bestritt.

Mittlerweile befindet sich Alcalá in den USA. Er stellte sich sich selbst, nachdem die US-Regierung wegen vermeintlichen Drogenhandels zehn Millionen US-Dollar Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hatte.

Alcalá ist auch ein guter Bekannter von Goudreau. Bereits vor der gescheiterten Militäraktion am Sonntag hatte die US-Nachrichtenagentur Associated Press berichtet, dass Goudreau eine führende Rolle bei einem Invasionsplan unter Alcalás Führung gespielt habe. Goudreau selbst gab an, dass er mit dem von den USA unterstützten Oppositionsführer Juan Guaidó einen schriftlichen Vertrag zum Sturz Maduros geschlossen habe. Doch Guaidó habe sich nicht daran gehalten, deswegen habe er sich zum Alleingang entschlossen.

Laut Venezuelas Regierung haben die beiden festgenommenen US-Amerikaner behauptet, dem Sicherheitspersonal von US-Präsident Trump anzugehören. Bisher hat sich die US-Regierung noch nicht zur aktuellen Lage in Venezuela geäußert. Inwieweit sie oder die selbst ernannte venezolanische Interimsregierung unter Guaidó in die »Operation Gedeón« verwickelt sind, ist momentan noch unklar.

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