Schlossbaustelle ausgebremst

Eröffnung des Humboldt-Forums muss wegen coronabedingter Engpässe verschoben werden

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Humboldt-Forum im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss wird sich weiter verzögern. Aufgrund von Schwierigkeiten auf der Baustelle infolge der Coronakrise informierte die Stiftung »Humboldt Forum im Berliner Schloss« aktuell über die neuerliche Verschiebung der Eröffnung dieses wichtigsten Kulturprojektes der Hauptstadt. Bislang sollten die Ausstellungen und Einrichtungen ab September schrittweise öffnen.

Ursprünglich war die Eröffnung im Humboldt-Jahr 2019 - anlässlich des 250. Geburtstages des Naturforschers Alexander von Humboldt am 14. September - geplant. Im Juni hatte die Stiftung als Bauherrin die Verschiebung um ein Jahr bekannt gegeben. Als Ursachen wurden »Mängel und Verzögerungen bei einzelnen Gewerken vor allem der Klima- und Lüftungstechnik« genannt - Folgen der angespannten Baukonjunktur verbunden mit personellen Engpässen bei den Baufirmen, wie es damals hieß.

Die jetzt für die Absage im Herbst 2020 ins Feld geführten coronabedingten Gründe klingen vertraut: »Wegen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Kapazitätseinschränkungen und Lieferengpässe auf der Baustelle kann dieser Termin nicht gehalten werden«, heißt es in der Mitteilung der Stiftung vom Montag.

Schon am 8. April, als schwarze Rauchschwaden über dem weitgehend fertig aufgebauten Stadtschloss aufgestiegen waren, machte ein Gerücht die Runde: Man werde die Eröffnung nun wohl verschieben müssen. Zwei Behälter, in denen eine Baufirma Gussasphalt erhitzt hatte, waren in Brand geraten. Es hatte 20 Minuten lang heftig geblakt, zwei Bauleute wurden leicht verletzt. Hernach mussten im Durchgang sowie an den Fassaden vom Portal 1 Rußanhaftungen beseitigt werden.

Doch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hatte der allgemeinen Erleichterung Ausdruck verliehen, dass nichts Schlimmeres passiert war, und betont: »Es ist gut, dass dieser Zwischenfall die coronabedingten Einschränkungen nicht noch weiter verschärft.« Reichlich einen Monat nach den spektakulären Bildern vom Brand hat die Stiftung dennoch die Notbremse gezogen.

Überraschend kam die Absage für Eingeweihte wohl nicht. Auf nd-Anfrage sagte der Sprecher der Senatsverwaltung für Kultur, Daniel Bartsch: »Dieser Schritt ist nachvollziehbar und verständlich angesichts der coronabedingten Probleme.« Wichtig sei jetzt, dass das Humboldt-Forum fertiggestellt werde und sich nicht in einen Wettstreit um den frühestmöglichen Eröffnungstermin treiben lasse.

Abgeklärt reagierte Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss, auf die Verschiebung. »Das ist Schicksal oder höhere Gewalt, ich habe volles Verständnis für die Stiftung«, sagte er dem »nd«. Das ganze Projekt stehe und falle mit der technischen Bauabnahme. Und manche kostbaren Exponate, die im Schloss gezeigt werden sollen, bedürften nun einmal einer aufwendigen Klimatisierung. Für die Fertigstellung der Anlage fehlten zum Beispiel wegen geschlossener Grenzen die bei den Subunternehmen beschäftigten ausländischen Arbeitskräfte.

»Im Humboldt-Forum im Berliner Schloss wären wie geplant im September das Erdgeschoss und fast alle Flächen des 1. Obergeschosses für das Publikum eröffnet worden«, versicherte die Stiftung. Wegen Einreisebeschränkungen und Quarantänevorgaben seien aber nur drei Viertel der Arbeitskräfte verfügbar und so die baurechtliche Nutzungsfreigabe im August nicht zu schaffen gewesen. Dennoch wolle man 2020 den Schlüterhof mit Gastronomie, die Schlosspassage samt Museumsshop und zwei Ausstellungen zugänglich machen.

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