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Neues Kohlekraftwerk geht am Wochenende ans Netz
Das hoch umstrittene Kohlekraftwerk «Datteln 4» soll am Samstag in den kommerziellen Betrieb gehen. Klimaaktivisten kündigen Proteste an.
Das Kohlekraftwerk «Datteln4» ist wohl das umstrittenste Energieprojekt, dass es derzeit in Deutschland gibt. Ein falscher Standort, Gerichtsprozesse, Anwohnerbeschwerden. Nur dass Eingreifen der Politik, machte die Fertigstellung des Kraftwerks möglich. Und dass es nun, im Jahr 2020, nachdem die Bundesrepublik eigentlich den Kohleausstieg beschlossen hatte, noch ans Netz gehen soll, betrachten Kohlekritiker als Beweis dafür, dass Deutschland es mit der Energiewende einfach nicht so ernst meint.
Wann das Kohlekraftwerk, dass seit Monaten im Probebetrieb läuft, kommerziell ans Netz gehen soll, war unklar. Doch dann machte die Greenpeace-Klimaexpertin Lisa Göldner am Dienstagvormittag unter den Ad-hoc Mitteilungen der Leipziger Strombörse eine Entdeckung.
Dort ist zu lesen, dass die kommerzielle Inbetriebnahme des Kraftwerks für den kommenden Samstag geplant ist. Die Angabe bestätigte auch ein Sprecher des Betreiberkonzerns «Uniper» gegenüber «nd».
Lisa Göldner kritisiert die Inbetriebnahme, «Mit Datteln 4 soll mitten in einer sich zuspitzenden Klimakrise eine gigantische CO2-Schleuder in Betrieb gehen. Erbarmungslos setzt Uniper mit einer Technik von gestern die Zukunft von morgen aufs Spiel.» Der Bundesregierung, dem finnischen Uniper-Mutterkonzern Fortun und der finnischen Regierung, wirft die Klimaexpertin vor, «auf Jahre die Klimakrise weiter anzuheizen», weil sie «tatenlos zusehen», wie das Kohlekraftwerk ans Netz geht.
Unter Klimaaktivisten, die in den vergangenen Wochen und Monaten oft gegen das Kraftwerk protestiert hatten und schon Teile des Kraftwerksgeländes besetzten, sorgte die Mitteilung für ein «heiß laufen» der Telefondrähte, wie Lena Wittekind von «Fridays for Future» aus Castrop-Rauxel berichtet.
Sie sagt: «Wir hatten damit gerechnet, keine Vorlaufzeit zu haben, jetzt haben wir drei Tage, die werden wir nutzen!» Was genau für Samstag geplant ist, kann Wittekind noch nicht sagen. Jetzt gäbe es Telefonkonferenzen, bei denen geschaut werde, welche Protestaktionen an diesem Wochenende umsetzbar seien.
Ähnliches ist auch vom bundesweiten Anti-Kohle-Bündnis «Ende Gelände» zu hören, «In Datteln zeigt sich die Lächerlichkeit und Ineffektivität der deutschen Klimapolitik», erklärt die Bündnissprecherin Kim Solievna. Mit den Worten «Wir werden im Zweifel dafür sorgen, dass Datteln wieder vom Netz geht», kündigt sie Proteste an.
Von der Polizei Recklinghausen heißt es, dass es rund um das Kraftwerk schon seit Wochen «verstärkte Maßnahmen» gäbe. Auf eine eventuelle «Protestlage» am Wochenende will man sich einstellen. Noch lägen aber keine Anmeldungen für Kundgebungen oder Demonstrationen vor.
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