Der Staat hilft - der Sport atmet auf

Mit 200 Millionen Euro unterstützt der Bund die Vereine in der Coronakrise und verschafft ihnen zumindest etwas Planungssicherheit

  • Emanuel Reinke
  • Lesedauer: 3 Min.

Der erhoffte Geldsegen aus der Politik kommt, die von der Coronakrise finanziell gebeutelten Vereine können durchatmen: Mit einem 200-Millionen-Euro-Paket will der Bund die Profiligen unterstützen, Insolvenzen verhindern und traditionsreiche Standorte bewahren. Auch vermeintliche Randsportarten sollen profitieren.

»Es ist ein existenziell wichtiger Beitrag, um vernünftige Wettbewerbe, einen vernünftigen Spielbetrieb und ein vernünftiges Lizenzverfahren in den kommenden zwölf Monaten zu ermöglichen«, sagte CDU-Sportpolitiker Frank Steffel: » Und es ist ein wahnsinnig wichtiger Beitrag, um Hunderten von Vereinen die Existenz zu retten.« Die noch ausstehende Bewilligung im Rahmen des milliardenschweren Konjunkturpakets durch den Haushaltsausschuss und den Bundestag gilt nur als Formalie.

In erster Linie werden die Klubs der großen Profiligen profitieren, die aufgrund der geltenden Regeln zur Eindämmung der Pandemie fehlende Zuschauereinnahmen zu verzeichnen haben. Dazu zählen etwa die Vereine aus der Deutschen Eishockey-Liga, der Basketball-Bundesliga oder der Handball-Bundesliga, aber auch aus der 3. Fußball-Liga und der Frauenfußball-Bundesliga. Michael Evers, Präsident der Volleyball-Bundesliga, reagierte erfreut auf die positiven Signale aus der Politik. »Diese Entscheidung gibt den Vereinen der Volleyball-Bundesliga die Möglichkeit, die Saison 2020/21 mit einer größeren Sicherheit zu planen. Die Anpassung der Unterstützung an die spezifischen Bedürfnisse der Profisportligen mindert die wirtschaftliche Angst vor Spielen ohne Zuschauer oder mit nur wenigen Fans in den Hallen«, sagte er.

Ein zentrales Kriterium für die Verteilung der Gelder sind die Zuschauereinnahmen. Die fehlenden Einnahmen der Monate April bis Dezember können laut Steffel »bis zu 80 Prozent netto« erstattet werden. Der Höchstsatz liegt aufgrund der EU-Beihilfeverordnung bei 800 000 Euro. Insbesondere der Frauensport partizipiere, auch für den ländlichen Raum seien die Hilfen wichtig. »Es sind ganz, ganz viele kleine Orte, wo die Vereine gerade auch im Frauenbereich eine ganz große Tradition haben«, sagte der Bundestagsabgeordnete Steffel, der zugleich Präsident des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin ist.

Anspruch auf Hilfen haben allerdings nicht nur Vereine der großen Profiligen, sondern laut Steffel »die ersten und zweiten Ligen aller Sportarten«. »Es gibt Orte, da gehen Tausend Leute zum Ringen. Es gibt Orte, da gehen 300 Leute zum Wasserball oder zu einem Schützenwettbewerb. Das soll ausdrücklich mit drin sein. Wenn die Zuschauereinnahmen wegfallen, gibt es auch hier, wenn die Veranstaltung stattfindet, eine entsprechende Unterstützung.« Auch Verbände seien ausdrücklich erwähnt, »da muss man aber sehr genau gucken, wie dann die Rahmenbedingungen sind.«

Die staatlichen Hilfen werden die wirtschaftlichen Schäden mildern. Aufatmen dürfte der Sport aber erst, wenn wieder Spiele vor Publikum möglich sind. Wann das sein wird, ist angesichts behördlicher Beschränkungen und wieder gestiegener Infektionszahlen unklar. Ohne Zuschauer, das betonte Frank Bohmann als Chef der Handball-Bundesliga zuletzt, »ist diese Sportart auf Dauer finanziell nicht durchführbar«. Da hilft auch kein Konjunkturpaket. SID/nd

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