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DFB-Team startet WM-Mission gegen Slowakei in Bratislava
Die deutschen Fußballer wollen mit Änderungen an System und Taktik mehr Sicherheit und Dominanz
Zeiten ändern sich. Wo früher klapprige Züge von Wien nach Bratislava fuhren, verkehren heutzutage moderne Reisebusse. Die meisten machen praktischerweise gleich Halt unterhalb jener pompösen Hängebrücke an der Donau, die an den Slowakischen Nationalaufstand 1944 gegen das Naziregime erinnert. Die Altstadt mit ihren schönen Bauwerken liegt fußläufig, die Aussichtsplattform bietet einen atemberaubenden Ausblick.
Start zum höchsten Ziel
Erste Touristengruppen mit deutschen Nationaltrikots haben sich hier am Mittwoch von Fremdenführern einiges über die Geschichte angehört. Grund ihrer Reise ist aber das erste Qualifikationsspiel der deutschen Fußballer zur WM 2026. Alles andere als ein Sieg der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gegen die Gastgeber aus der Slowakei an diesem Donnerstag wäre eine Überraschung. Zumal der vierfache Weltmeister von bislang 104 solcher Qualifikationspartien nur drei verloren.
Der Start in die WM-Mission, für die Julian Nagelsmann das höchste Ziel ausgegeben hat, soll zum Wegweiser werden – auch wenn mit Marc-André ter Stegen, Jamal Musiala und Kai Havertz wichtige Stützen fehlen. Der Bundestrainer wünscht sich vor allem Dominanz, der hohe Anspruch soll von Anfang bis Ende sichtbar sein. Erst bei der Weltmeisterschaft richtig anzufangen, werde zu spät sein, warnte der 38-Jährige. Turniermannschaften gedeihen mit langem Vorlauf – das haben Europameister Spanien und auch Weltmeister Argentinien hinlänglich bewiesen. »Ich habe wenig Lust darauf, dass am Ende mehr als ein Spiel dabei ist, wo wir sagen: Das haben wir mit Glück gewonnen«, betonte Nagelsmann. Auch seine persönliche Bilanz ist noch ausbaufähig: 1,83 Zähler im Schnitt nach 23 Spielen machen derzeit nur Rang zehn unter den zwölf Bundestrainern.
Kapitän im Zentrum
Neuer Mittelpunkt im deutschen Spiel soll Joshua Kimmich sein. Der Kapitän ist getrieben vom eigenen Anspruch, der trotz 101 Länderspielen noch unerfüllt ist. »Wir hatten zuletzt einige Turniere, die nicht erfolgreich waren«, machte der 30-Jährige klar, dem der Ehrgeiz aus allen Poren kriecht. »Die WM-Vorbereitung beginnt nicht erst zwei Wochen davor, sondern sie ist schon gestartet«, liegt Kimmich vor den Spielen in Bratislava und am Sonntag in Köln gegen Nordirland voll auf der Linie des Bundestrainers.
Die Versetzung des Kapitäns von der rechten Abwehrseite ins Mittelfeldzentrum ist die Reaktion darauf, dass Italien, Portugal und Frankreich es zuletzt viel zu leicht hatten, Deutschland durch die Mitte zu überrumpeln. Acht Gegentore in vier wichtigen Nations-League-Spielen waren eindeutig zu viel. Insofern soll das Stadion Tehelne pole in Bratislava eine Kurskorrektur erleben, die im besten Fall bis zum WM-Finale am 19. Juli 2026 im Met Life Stadium von New Jersey reicht.
Keine taktische Revolution
Die Systemänderung wird mit gewisser Spannung erwartet, weil der Vorlauf mit nur zwei Trainingseinheiten in Herzogenaurach extrem kurz war. Aber Jonathan Tah erwartet ja auch keine taktische Revolution. »Es geht am Ende um kleine Dinge, die angepasst werden müssen. Das hört sich immer größer an, als es eigentlich ist«, versicherte der Innenverteidiger, der nach seinem Wechsel zum FC Bayern zusammen mit Antonio Rüdiger von Real Madrid den Ruhepol geben soll. Man habe natürlich nicht viel Zeit auf dem Trainingsplatz gehabt, aber die Trainer hätten versucht, »uns das in vielen Videositzungen nahezubringen«.
Theorie und Praxis sind allerdings zwei Paar Schuhe. Nagelsmann hat mit einigen Experimenten auch schon ziemlich danebengelegen. Vielleicht ganz gut, dass keiner der Gegner aus der Vierergruppe zu den Schwergewichten des Weltfußballs gehört. Die Slowakei auf Weltranglistenplatz 52 ist noch besser gelistet als Nordirland auf Platz 71 und der 92., Luxemburg.
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