Covidiot mit Golfhandicap

Thomas Berthold ist unter die »Corona-Skeptiker« gegangen - und leugnet, etwas mit der politischen Rechten gemein zu haben

Der Fußball hat in seiner Geschichte zweifelsohne ein paar Irre hervorgebracht - auch in Deutschland. Mittelfeldspieler Stefan Effenberg zum Beispiel, der dem Publikum einst den Stinkefinger gezeigt hat. Oder Torwart Ulli Stein, der den damaligen Bundestrainer Franz Beckenbauer als »Suppenkasper« bezeichnet hat. Abwehrspieler Thomas Berthold ist von einem ähnlichen Schlag. Den endgültigen Beweis hierfür hat der Weltmeister von 1990 kürzlich erbracht, als er gegen die Corona-Maßnahmen in Stuttgart demonstriert und eine Rede bei der Veranstaltung »Querdenken 711« gehalten hat.

Nur zur Erinnerung: Auf diesen Demonstrationen läuft neben esoterischen Hippies und Familien mit Kindern auch das Reichsbürger-Publikum mit schwarz-weiß-roter Fahne mit. Corona ist für diese Leute in der Mehrzahl keine todbringende Lungenkrankheit, sondern höchstens mit einem Schnupfen zu vergleichen. »Die Bewegung‚ Querdenken 711 hat mit den Attila Hildmanns und Xavier Naidoos dieser Welt überhaupt nichts zu tun. Ich mache mich weder mit Verschwörungstheoretikern noch mit Rechtspopulisten gemein«, meint der in Hanau geborene Berthold, der in seiner Karriere auch in Italien für Hellas Verona und AS Rom die Schuhe geschnürt hat. »Es war eine Herzensangelegenheit für mich, diese Plattform zu nutzen und Dinge zu sagen, die mir seit längerem durch den Kopf gehen«, so Berthold.

In der Landeshauptstadt Baden-Würtembergs kennt sich der 62-fache Nationalspieler bestens aus. Nach seiner Zeit beim FC Bayern, in der er weniger auf dem Fußballplatz, vielmehr dagegen auf dem Golfcourt gestanden hat, und deshalb vom damaligen Bayern-Schatzmeister Kurt Hegerich als der »bestbezahlte deutsche Golfprofi nach Bernhard Langer« bezeichnet wurde, spielte er für den VfB Stuttgart. Damals sorgte er vor allem als Raubein für Schlagzeilen: Berthold flog im Trikot der Schwaben fünfmal vom Platz - bis heute Vereinsrekord. Schon damals konnte mal erahnen, dass der großmäulige Fußballer einen Hang zu Verschwörungstheorien hat. 1999 erschien eine Anzeige, in der Berthold für das Buch »Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert« des extrem rechten Autors Jan van Helsing warb. Diese Publikation war zu diesem Zeitpunkt wegen Volksverhetzung bereits indiziert.

Beim High Noon am 29. August in Berlin will Berthold »definitiv« mit dabei sein. Auch die Reichsbürger-Szene wirbt für die Demonstration in der Hauptstadt. Berthold bietet sich ihr als neues Zugpferd an.

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