- Kommentare
- Frankfurter Börse
Hire and Fire an der Börse
Für Kurt Stenger lassen die Änderungen der Dax-Regeln tief blicken
Ein Ex-Dax-Vorstand, der vom BKA via »Aktenzeichen xy ungelöst« gesucht wird; Ministerien, die auf Fragen über Verbandelungen mit einer offenbar kriminellen Konzernführung ausweichend oder gar nicht antworten; staatliche Geldwäschefahnder, die Hinweise nicht an die Justiz weitergeben. Die Vorgänge um die Finanzfirma Wirecard sind wirklich einmalig.
Peinlich ist der Skandal auch für die Frankfurter Börse, die das dubiose Unternehmen einst in die erste Aktienliga aufnahm. Besondere Transparenzpflichten müssten Dax-Firmen dafür erfüllen, tönen die Betreiber von Deutschlands wichtigstem Finanzplatz gerne. Wirecard hat das Gegenteil bewiesen. Doch statt nun die Regulierung zu verschärfen, um im Vorfeld Betrüger ausfindig zu machen, setzt die Deutsche Börse auf das Deregulierungsprinzip des Hire and Fire. Insolvente Unternehmen werden sofort aus dem Dax geworfen. Dies lässt tief blicken: Die Börsianer gehen nicht mehr davon aus, dass Wirecard ein Einzelfall bleibt. Und Betrüger lässt man gewähren, bis sie auffliegen.
Offenbar möchte die Börse keinen potenziellen Kunden mit zu strengen Regeln verschrecken und denkt nur an Umsatzmaximierung. Während Dax-Konzerne längst zumindest über Unternehmensverantwortung parlieren, ist die Börse selbst davon weit entfernt.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.