Festnahme nach Angriff auf Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz

Mutmaßlicher Täter soll bereits gestanden haben / 200 Menschen nehmen an einer Solidaritätskundgebung für die jüdische Gemeinde teil

  • Lesedauer: 2 Min.

Graz. Nach den Angriffen auf die jüdische Gemeinde in Graz hat die österreichische Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. Der Mann werde für insgesamt sieben Straftaten verantwortlich gemacht, darunter den Angriff auf den Gemeindepräsidenten sowie Sachbeschädigungen an der Synagoge durch Steinwürfe und durch Schmierereien, sagte ein Polizeisprecher am Sonntagabend der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Laut ersten Informationen aus dem Innenministerium in Wien sei der Festgenommene geständig, berichtete die Agentur weiter. Details zu dem Verdächtigen gaben die österreichischen Behörden zunächst nicht bekannt. Knapp 200 Menschen nahmen am Sonntagabend in Graz an einer Solidaritätskundgebung für die jüdische Gemeinde teil. Die Menschen zogen laut APA vom Hauptbahnhof zur Synagoge und sangen: »Schulter an Schulter gegen Rassismus«.

Der Präsident der jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, war am Samstagabend vor dem Gemeindehaus von einem Mann mit einem Holzprügel attackiert worden. Rosen blieb unverletzt. In der Nacht zum Samstag waren bereits ein Fenster des Gemeindezentrums zertrümmert und mehrere weitere beschädigt worden. Schon am Mittwoch war die Synagoge in Graz mit pro-palästinensische Parolen beschmiert worden.

Als Reaktion auf die Vorfälle ordnete Österreichs Innenminister eine verstärkte Überwachung aller jüdischen Einrichtungen im Land an.

Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen verurteilte die Attacke auf Rosen und die Synagoge. »Judenhass und Antisemitismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft. Meine Solidarität gilt allen in Österreich lebenden Jüdinnen und Juden«, schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter. Bundeskanzler Sebastian Kurz zeigte sich »erschüttert«.

Der Sonderbeauftragte der UN-Allianz der Zivilisationen, Miguel Moratinos, verurteilte die Vorfälle in Graz in einer Stellungnahme als »verachtenswürdige Verbrechen auf die Jüdische Gemeinde und ihren Andachtsort.«

Im vergangenen Jahr waren in Österreich 550 antisemitische Vorfälle gemeldet worden. Die Jüdische Synagoge in Graz war in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 von den Nazis zerstört worden. Nach mehr als 70 Jahren wurde die wiedererrichtete Synagoge im November 2000 auf den übrig gebliebenen Mauern am ursprünglichen Standort neu eröffnet. Die jüdische Gemeinde in Österreichs zweitgrößter Stadt hat 150 Mitglieder. Agenturen/nd

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