Kuba startet eigenen Sputnik

Pandemie unter Kontrolle, Tourismus läuft langsam wieder an

  • Peter Steiniger
  • Lesedauer: 2 Min.

Als erstes Land in Lateinamerika könnte das sozialistische Kuba dank seiner leistungsfähigen Biotechnologiesparte über eine Schutzimpfung gegen das Coronavirus verfügen. Am Montag wurde mit den Tests eines Serums mit der Bezeichnung »Soberana 01« an einer Gruppe von 676 Freiwilligen im Alter zwischen 19 und 80 Jahren begonnen. Das Finlay-Institut, das Zentrum für Molekulare Immunologie und die Universität Havanna wirken bei der Entwicklung zusammen. Abgeschlossen sein sollen sie nach zwei Etappen im Februar 2021.

In der Herstellung von sicheren Impfstoffen besitzt Kuba bereits große Erfahrungen. Die Unternehmensgruppe BioCubaFarma arbeitet noch an etlichen weiteren Mitteln zur Vorbeugung gegen und Behandlung von Covid-19. Nachdem Russland mit der Ankündigung seiner »Sputnik V«-Vaccine vorpreschte, haben auch Länder wie die USA, China oder Italien angezeigt, dass sie sich im Wettrennen um einen Corona-Impfstoff auf der Zielgeraden befinden.

Mit rigiden Maßnahmen hat Kuba die Zahl der Corona-Infizierten (3408) und der Toten (88) im Zusammenhang mit Covid-19 bislang klein halten können. Die wirtschaftlichen Folgen der Krise sind dramatisch, die Bestimmungen im Alltag unter tropischen Bedingungen erst recht eine enorme Belastung für die Menschen. Extremsituationen und ihre kreative Bewältigung sind für Kubaner an sich nichts Neues. Sie begegnen ihnen als Widrigkeiten im Alltag ihres Landes, das mit ökonomischen Engpässen und den Behinderungen durch die US-Blockade zu kämpfen hat. Nun ist die Versorgungslage noch angespannter als ohnehin. In der Hurrikansaison bedrohen zudem Naturkräfte Leben, Gesundheit und Güter. Der vorbildlich organisierte Katastrophenschutz und die Disziplin der Bürger beweisen sich dann. Das zeigte sich auch beim Tropensturm Laura, der gerade Kuba traf, Bäume und Strommasten umwarf, für Überschwemmungen sorgte und schwere Sachschäden anrichtete.

Eine Impfung gegen Corona wäre auch eine Vitaminspritze gegen den Stillstand des internationalen Tourismus, der für Havanna ein wichtiger Devisenbringer ist. Kanada als wichtigster Quellmarkt hat bereits entschieden, dass Urlaubsflüge zur Antilleninsel wieder stattfinden. Wegen Corona war im Frühjahr die 40. Tourismusmesse FITCUBA - mit Russland als Gastland - geplatzt. In der vergangenen Woche kündigte Kubas Premier Manuel Marrero (zuvor von 2004 bis 2019 Tourismusminister) an, dass die Messe im Mai 2021 im östlich von Havanna gelegenen Badeort Varadero veranstaltet wird.

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