Testspiel im Wettkampfmodus

Nach dem Umbruch startet die deutsche Fußballnationalelf gegen Spanien in die EM-Saison

  • Arne Richter und Jens Mende, Stuttgart
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach 289 Tagen Zwangspause dürfen Joachim Löw und seine erfolgshungrigen Fußballer wieder loslegen. Doch beim Neustart der deutschen Nationalmannschaft schlagen beim Bundestrainer noch immer »zwei Herzen in einer Brust«, wie er selbst einräumte. Auf der einen Seite kehrt das Team des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an diesem Donnerstag in Stuttgart gegen Spanien endlich in den Wettkampfmodus zurück. Andererseits erlebt Löw in seiner 182. Partie als DFB-Chefcoach eine ungeliebte Premiere. »Als Trainer hatte ich noch nie ein Spiel ohne Zuschauer«, sagte der 60-Jährige. Der Start der diesjährigen Nations League geht als Geisterspiel über die Bühne. »Trotzdem bin ich hoch motiviert«, betonte der Bundestrainer.

Für sein Team ist es gefühlt der dritte Neustart nach dem Vorrundenaus bei der WM 2018 in Russland. Zunächst versuchte es Löw noch mit dem verdienten Weltmeisterpersonal um Thomas Müller und Mats Hummels, dann schickte er die jungen Wilden um Serge Gnabry auf den Platz. Und jetzt nach der längsten Länderspielunterbrechung seit 50 Jahren peilt Deutschland mit neuen Gesichtern wie Robin Gosens sowie den Rückkehrern Leroy Sané und Niklas Süle den vierten EM-Titel an.

Den Anspruch, dass Deutschland bei großen Turnieren stets nach dem Optimalen strebt, hat auch die neue Generation schon verinnerlicht. So sieht Stürmer Timo Werner die oft zwiespältig betrachtete Nations League als gute »Vorbereitung auf die EM, um sich einzuspielen und dort den Titel zu holen«. Werner erläuterte zudem einen möglichen Vorteil des deutschen Teams trotz langer Pause. Viele Spieler würden sich bereits aus Jugendmannschaften kennen, das sei gute für das Teamgefüge.

Der Umbruch ist längst vollzogen: Im aktuellen Kader stehen neun Sieger vom Confed-Cup 2017, aber nur noch drei Weltmeister von 2014 (Toni Kroos, Julian Draxler und Matthias Ginter). Nun geht es darum, Abläufe und Automatismen einzuschleifen. Dafür sind Tests wie gegen Spanien und am Sonntag in der Schweiz als Wettkampfspiele für Löw besonders wichtig. »Die Mannschaften in der Nations League sind auf sehr hohem Niveau. Das macht diese Spiele wertvoll für die Entwicklung unserer Mannschaft«, betonte er.

Da Löw diesmal auf einige Spieler von Champions-League-Sieger Bayern München und RB Leipzig verzichtet, eröffnet sich für den 26-jährigen Außenbahnspieler Gosens von Atalanta Bergamo als Neuling gleich die Chance auf einen Startelfeinsatz. In der Innenverteidigung kann Löw die Dreierkette Ginter, Süle und Antonio Rüdiger testen, die im nächsten Sommer die erste Lösung sein könnte. Und in der Offensive ist das Team auch ohne den Dauertorschützen Serge Gnabry mit Werner, Sané und Kai Havertz exzellent besetzt.

Derweil ist die Sehnsucht nach der Rückkehr von Zuschauern auch in der Mannschaft groß. »Wir vermissen die Fans. Es fehlt was, es fühlt sich nicht richtig an«, sagteNiklas Süle. Der DFB hatte eigentlich vor, zumindest 500 Zuschauer in die Arena zu lassen. Dennoch stieß die Entscheidung der Uefa, alle Länderspiele zunächst ohne Zuschauer auszutragen, auf Verständnis beim DFB und bei Timo Werner: »In der Lage ist es für alle besser, wenn man Abstand hält.«dpa/nd

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