Ein Palast fürs Volk

  • Karlen Vesper
  • Lesedauer: 2 Min.

»Ich bin immer gern im Palast gewesen. Edle Böden aus Marmor, prächtige Leuchter an den Decken. Restaurants, Konzerte, eine Bowlingbar ... Schon von außen wirkte der Palast mit seinen getönten und verspiegelten Scheiben wie ein modernes, weitläufiges Schloss. Hier war, so schien es mir damals, die DDR so, wie sie sein sollte. Auf kleinem Raum lebte die große Idee«, erinnert sich Jörg-Uwe Neumann, heute Leiter der Kunsthalle Rostock, in der im vergangenen Jahr eine grandiose Ausstellung über den Palast der Republik in Berlin, Hauptstadt der DDR, zu sehen war. Zu der Schau ist zudem ein prachtvoller Begleitband im Mitteldeutschen Verlag erschienen.

Der »kleine Raum« erstreckte sich über 15 300 Quadratmeter. Und tatsächlich war der 1973 bis 1976 nach Entwürfen des Architekten Heinz Graffunder auf dem Gelände des ehemaligen Stadtschlosses der Hohenzollern errichtete Palast nicht nur Domizil der Volkskammer und Tagungsstätte für SED-Parteitage, Weltgewerkschaftsbund oder kommunistische und Arbeiterparteien, sondern wahrlich ein Haus des Volkes. Hier trafen sich Bürger aus allen sozialen Schichten in der Milch- oder Mokkabar, Bier- oder Weinstube, in der Diskothek oder im TiP, Theater im Palast, bei Spiel, Sport und Spaß. Hier wurde mit internationaler Starbesetzung für den Frieden gerockt und »Ein Kessel Buntes« aufgezeichnet. Ein abruptes Ende fand all dies mit dem Beschluss der Volkskammer vom 19. September 1990, den Palast zu schließen. »Das ist eine Schande« und widerspreche dem Einigungsvertrag, befindet der Freundeskreis des Palastes der Republik, der wacker eine neue Wanderausstellung vorbereitet, kluge Ideen hat für eine würdige, gerechte Erinnerung an das später politischem Kalkül und Kahlschlag zum Opfer gefallene Haus im künftigen Humboldt-Forum und vollste Unterstützung verdient. ves

Foto: Guenter Schneider

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