Rechtsstreitigkeiten verhindern: Rechtzeitig Modalitäten regeln
Rund um das digitale Erbe
Immer mehr Menschen sind digital unterwegs. Sie wickeln Einkäufe, Bank- und Gesundheitsangelegenheiten und private Kommunikation online ab. Viele wichtige Vertragsdaten oder Informationen sind daher oft nur virtuell vorhanden. Doch wer entscheidet über Online-Bankgeschäfte, den Account bei einer Krankenkasse oder bei anderen Dienstleistern, wenn man selbst dazu nicht mehr in der Lage ist?
»Machen Sie sich frühzeitig darüber Gedanken, wer Zugang zu den Online-Accounts erhalten soll und was in solchen Fällen zu tun ist«, rät die Juristin Anne Neumann von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt (vzsa). Dazu sechs Tipps:
1. Benennen Sie eine bevollmächtige Person: Ihre normale Vorsorgevollmacht können Sie um eine Vorsorgevollmacht für digitale Angelegenheiten ergänzen. Hier können Sie bestimmen, wer die Verwaltung der digitalen Konten übernehmen soll.
2. Regeln Sie, was mit Ihren Daten und Online-Accounts geschehen soll: Sie können in der Vollmacht detailliert regeln, wie mit digitalen Konten umgegangen werden soll. Welche Daten sollen gelöscht werden? Wie soll die Vertrauensperson mit dem Account in einem sozialen Netzwerk umgehen? Wann sollen Online-Verträge gekündigt werden?
3. Unterschreiben Sie die Vollmacht: Die Vollmacht wird erst mit Ihrer Unterschrift und Datum wirksam. Übergeben Sie die Vollmacht an die bevollmächtigte Person, die sie aufbewahrt. Alternativ können Sie die bevollmächtigte Person auch über den Aufbewahrungsort der digitalen Vorsorgevollmacht informieren. Informieren Sie auch Ihre Angehörigen.
4. Erstellen Sie eine Liste mit Ihren Online-Accounts: Eine Übersicht aller Accounts mit Benutzernamen und Kennworten hilft Ihnen und der bevollmächtigten Person, keinen Account zu vergessen. Halten Sie diese Liste stets aktuell, ergänzen Sie neue Accounts und löschen alle, die Sie nicht mehr nutzen möchten. Sie können auch einen Passwort-Manager nutzen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik empfiehlt etwa das Programm KeePass.
5. Bewahren Sie die Liste mit Ihren Online-Accounts sicher auf: Deponieren Sie die Liste zum Beispiel in einem Tresor oder einem Bankschließfach. Sie können die Liste auch auf einem USB-Stick oder anderen externen Medien speichern. Um ihn vor dem Zugriff Unbefugter zu schützen, sollte auch der Stick mit den sensiblen Daten am besten in einem Tresor oder einem Bankschließfach hinterlegt werden. Beachten Sie, dass ein USB-Stick äußeren Einflüssen ausgesetzt ist. Gespeicherte Daten können verloren gehen.
6. Prüfen Sie, ob eine externe Datenverwaltung für Sie in Frage kommt: Es gibt auch Firmen, die eine Verwaltung der digitalen Accounts als Online-Leistung anbieten. Allerdings werden sie meist erst tätig, wenn der Nachlass eines Account-Inhabers zu regeln ist. Wie sicher der Service der Anbieter ist, lässt sich nur schwer beurteilen. Die Checkliste der Verbraucherzentralen bewertet Online-Anbieter. vzsa/nd
Weitere Infos unter
www.verbraucherzentrale-sachsen-anhalt.de/ wissen/digitale-welt/ datenschutz/digitale-vorsorge-digitaler-nachlass-was-passiert-mit-meinen-daten-12002
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