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Rampensau
Jürgen Todenhöfer verlässt die CDU und gründet eine eigene Partei
Was macht jemand an seinem 80. Geburtstag? Jenseits der Coronakrise würde die Antwort für viele Jubilare wohl eine entspannte Kaffeerunde im Familiekreis lauten. Für Jürgen Todenhöfer ist das keine Option: Auf seiner Facebookseite gab der Publizist und Politiker am Donnerstag eine doppelte Überraschung bekannt: »Ich werde heute zu meinem 80. Geburtstag nach 50 Jahren aus der CDU austreten«, erklärt er seinen endgültigen Bruch mit den Christdemokraten, der sich schon seit Jahren abzeichnete. Ein politischer Rückzug ist das aber nicht. Denn wenn ein Joe Biden mit demnächst 78 Jahren US-Präsident wird, kann ein Todenhöfer, der dafür bekannt ist, das Rampenlicht zu suchen, nicht in den Ruhestand gehen. Deshalb wollte er auf einer Kundgebung am Donnerstagabend vor dem Brandenburger Tor auch gleich noch eine Parteigründung ausrufen.
Um den eigenen Führungsanspruch von Beginn an zu markieren, soll das Projekt »Team Todenhöfer« heißen, eine PR-Maßnahme, der sich schon Österreichs derzeitiger Kanzler mit dem »Team Kurz« erfolgreich bediente. Todenhöfer will dann auch direkt bei der Bundestagswahl 2021 antreten.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Eine Kernforderung wird der Ruf nach einer pazifistischen Friedenspolitik sein. Todenhöfer lehnt Bundeswehreinsätze konsequent ab. Als Friedensengel trat er allerdings nicht immer auf. In seinen 18 Jahren als Bundestagsabgeordneter stellte er sich etwa auf die Seite der von den USA unterstützten Mudschahedin im Krieg gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan in den 80er Jahren.
Auch heute ist seine Vorstellung von Frieden nicht frei von Widersprüchen. Den syrischen Diktator Baschar al-Assad interviewte er 2011 nicht nur, er fiel auch wiederholt mit wohlwollenden Äußerungen über den Despoten auf. Seine Kritiker werfen ihm auch deshalb eine vereinfachte Darstellung von Weltpolitik vor. Sachlich formuliert: Todenhöfer ist bei der Auswahl seiner Verbündeten nicht zimperlich.
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