Der Weg zur Impfung

Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und der Länder zur langfristigen Bekämpfung der Corona-Pandemie nehmen Gestalt an

Am Montag und Dienstag ging es Schlag auf Schlag. Der US-Pharmakonzern Moderna und die Kooperation des Mainzer Unternehmens Biontech mit der amerikanischen Arzneimittelproduzenten Pfizer reichten Zulassungsanträge für ihre Corona-Impfstoffe bei der Europäischen Arzneimittelagentur Ema ein. Von der Arzneimittelagentur hieß es am Dienstag, sie werde die Zulassungsanträge schnellstmöglich prüfen. Über den Impfstoff von Biontech und Pfizer soll bis zum 29. Dezember entschieden werden; über die Zulassung des Impfstoffs von Moderna bis zum 12. Januar. Nach der Prüfung der Impfstoffe durch die Ema kann die EU-Kommission eine Zulassung für die gesamte Europäische Union genehmigen. Dies sei binnen Tagen möglich, wie ein Sprecher der Kommission gegenüber der Nachrichtenagentur dpa sagte.

Dass der Impfstoff dann auch schnell verteilt wird, versicherte Sierk Poetting, Finanzvorstand und operativer Geschäftsführer von Biontech, bei einer Pressekonferenz am Dienstagmorgen: »Nach der Zulassung können wir innerhalb weniger Stunden ausliefern.« Der Impfstoff von Biontech und Pfizer muss allerdings stark gekühlt werden, um seine Wirksamkeit nicht zu verlieren. Die Unternehmen haben dafür spezielle Transportboxen hergestellt, mit denen das Mittel bis zu den Verteilerstellen transportiert werden kann. Ab da organisieren die Behörden Lagerung und Verteilung der Impfstoffe.

Wie das aussehen soll und wie die Impfzentren aufgebaut werden sollen, geht exemplarisch aus einer Skizze des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums hervor. In dem Papier wird von drei Impfphasen ausgegangen. In der ersten Phase, von der Zulassung bis zum Frühjahr sollen »vulnerable Personen« und medizinisch-pflegerisches Personal geimpft werden. Der Schwerpunkt soll auf »aufsuchenden Impfungen« etwa in Pflegeeinrichtungen liegen. In einer zweiten Phase, etwa von März bis Juli 2021, sollen die Impfungen ausgeweitet werden.

Ambulant tätiges medizinisches-pflegerisches Personal steht hier im Mittelpunkt, wie auch Beschäftigte der kritischen Infrastruktur. In dieser Phase kommt den Impfzentren, von denen es in Nordrhein-Westfalen in jedem Kreis und jeder kreisfreien Stadt eins geben soll, eine zentrale Rolle zu. An die Räumlichkeiten, in denen Impfzentren entstehen sollen, gibt es allerlei Anforderungen. So sollen sie gut erreichbar sein, Wartemöglichkeiten vor und für 30 Minuten nach der Impfung beinhalten. Auch die Möglichkeit, Kühlwägen für die Impfstoffe parken zu können, muss vorhanden sein.

Ab »Mitte 2021« rechnet das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium mit einem Übergang zur Massenimpfung. Diese soll von Haus- und Betriebsärzten übernommen werden. Ob die Impfzentren zu diesem Zeitpunkt noch nötig sind, soll geprüft werden.

Dass den Impfzentren, obwohl sie vermutlich nur kurze Zeit betrieben werden, eine wichtige Rolle zukommt, dass verdeutlichte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Dienstag. Gemeinsam mit seinem CDU-Parteikollegen, dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet, besuchte er das im Aufbau befindliche Impfzentrum im Düsseldorfer Fußballstadion. Spahn machte bei einer Pressekonferenz im Anschluss deutlich, dass mit dem Zulassungsantrag für Impfstoffe eine Zeit der »Hoffnung« beginne. Spahn rechnet damit, dass zum Jahreswechsel mit den Impfungen begonnen werden kann. »Stand heute« seien dann fünf bis acht Millionen Impfdosen verfügbar.

Deswegen sei es außerordentlich wichtig, dass es für die Impfzentren eine durchdachte Strategie gibt und besonders gefährdete Personen zuerst geimpft werden. Für das Personal in den Impfzentren sind die Kassenärztlichen Vereinigungen zuständig. Bundesgesundheitsminister Spahn attestiert ihnen eine »hohe Bereitschaft« zu helfen. Es gäbe viele Meldungen auch von pensionierten Medizinern und Pflegepersonal. Spahn vermutet, viele wollten bei dieser »Jahrhundertaufgabe« dabei sein, der Beginn der Impfungen zeige schließlich den »Weg raus aus der Pandemie«.

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