Preisträgerin im Gefängnis

Der Alternative Nobelpreis geht an die Iranerin Nasrin Sotudeh

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

»Angst«, sagte Nasrin Sotudeh vor wenigen Jahren, »ist das schlimmste Gefängnis.« Die iranische Anwältin und Frauenrechtlerin kennt sich aus. Mehrmals war die 57-Jährige in Haft, zuletzt wurde sie im März 2019 zu 38 Jahren Freiheitsstrafe und 148 Peitschenhieben verurteilt. Ihr wurden staatsfeindliche Propaganda, Störung der öffentlichen Ordnung und sündhafte Handlungen vorgeworfen. Letzteres, weil sie bei öffentlichen Auftritten keinen Hidschab trug. Im September musste sie nach über 50 Tagen im Hungerstreik im Krankenhaus behandelt werden - sie hatte gegen die Haftbedingungen politischer Gefangener während der Corona-Pandemie protestiert. Im November bekam Sotudeh erstmals Hafturlaub. Am Mittwoch verkündete ihr Mann, dass sie nun zurück in das berüchtigte Frauengefängnis Gharchak südlich von Teheran müsse. Am Donnerstag, an dem ihr per Videoschalte der Alternative Nobelpreis verliehen werden sollte, ist sie ins Gefängnis zurückgekehrt.

Die in Teheran geborene Rechtsanwältin verteidigte nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl 2009 Aktivist*innen, die während der Proteste gegen die Regierung verhaftet wurden. Später vertrat sie die Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi. Zuletzt kämpfte sie für Frauen aus der Bewegung »Mädchen der Revolutionsstraße«, die aus Protest gegen die iranische Gesetzeslage in der Öffentlichkeit ihre Kopftücher abgenommen hatten.

Sotudehs Gesundheitszustand ist besorgniserregend. Im Hafturlaub wurde bei der Anwältin, die eine Herzschwäche hat, eine Infektion mit dem Corona-Virus nachgewiesen, die sie sich im Gefängnis zugezogen hat. Laut Sotudeh fiel ihr die Rückkehr ins Gefängnis nun nicht so schwer. Das liege auch daran, dass sie während des Hafturlaubs ihre beiden Kinder wegen ihres positiven Coronatests nicht habe in die Arme nehmen können.

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