In Simbabwe wächst der Hunger

  • Helge Swars, Weltfriedensdienst
  • Lesedauer: 2 Min.

Schon vor dem Beginn der Covid-19-Pandemie steckte Simbabwe in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise. Die Ausgangssperre traf die Ärmsten hart. Mit dem Zusammenbruch des informellen Sektors verschlimmerte sich die Armut.

»Durch den Verkauf unserer Produkte aus nachhaltiger Landwirtschaft hatten wir ein Einkommen. Jetzt fehlen uns die Märkte. Wir verdienen nichts«, klagte die Bäuerin Peace Nyakazey aus Chimanimani im Mai. »Die Leute sitzen hungrig und gereizt zu Hause. Die Konflikte verstören die Kinder und häusliche Gewalt nimmt zu.«

Simbabwe verzeichnete lange einen eher moderate Entwicklung der Infektionszahlen. Als im März die ersten Fälle im Land auftraten, verhängte die Regierung eine sofortige Ausgangssperre, die Militär und Polizei rigoros durchsetzten.

Besonders hart traf es die Ärmsten im Land. Der für sie überlebenswichtige informelle Sektor brach praktisch über Nacht zusammen. Dieser macht etwa 80 Prozent der simbabwischen Wirtschaft aus.

Händler wie Jimmy Samson Muganga verloren ihre Lebensgrundlage. »Wie üblich hatte ich im März einen großen Laster gemietet und bin in die Stadt gefahren, um dort die Bananen meiner Nachbarn zu verkaufen. Diesmal räumte die Polizei den Marktplatz, weil die nationale Ausgangssperre in Kraft trat. Mir verfaulten acht Tonnen Bananen im Laster. Ich kam verschuldet und mit leeren Händen nach Hause. Die Bananenbauern und der Besitzer des Lasters verlangten ihr Geld.«

Während tonnenweise Tomaten, Bananen und Kohl verdarben, zeichnete sich im Land eine Hungerkatastrophe ab. Und so trat dann auch die Angst vor dem Coronavirus für die meisten Menschen hinter die Frage zurück, woher die nächste Mahlzeit für die Familie kommt. Die vergangene Regenzeit hatte die schlimmste Dürre seit 40 Jahren gebracht. Während sich die Erträge halbierten, verdoppelten sich die Preise für das wichtigste Nahrungsmittel Mais.

Das UN World Food Programme schätzt, dass aktuell 60 Prozent der Simbabwer*innen hungern. Jetzt macht die Pandemie alles noch schlimmer. Die Regierung geht brutal gegen jede Form des Protests vor - und rechtfertigt die Repressionen mit der Virusbekämpfung. Nachdem die Fälle von Covid-19 in der jüngsten Vergangenheit sprunghaft angestiegen sind, sollen die harten Maßnahmen weiter angezogen werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal