- Politik
- Dannenröder Wald
Angeeckt
Barbara Schlemmer hat der Grünen-Basis ein Gesicht gegeben
Ein typisches Bild von Barbara Schlemmer: Draußen auf dem Acker in Dannenrod, ihre Haare wehen im Wind, sie spricht mitreißend, geißelt den Autobahnbau in Mittelhessen, »die ganze Gegend hier wird dafür umgepflügt«, kritisiert den Polizeieinsatz, »viele unbescholtene Bürger haben in den letzten Wochen den Glauben an den Rechtsstaat verloren«.
Die Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen den Bau der A49 gibt sich oft kämpferisch - obwohl sie die Rodungen im Wald auch traurig stimmen; sie redet unbeschönigt und aufrichtig; taktisch geprägte politische Geplänkel sind nicht ihre Sache. Entsprechend polarisiert sie.
Wegen ihrer Standhaftigkeit hat sie das regionale Onlineportal »Oberhessen Live« jetzt zur Person des Jahres gekürt. Schlemmer habe in der hochemotional geführten Debatte um den Bau der A49 eine zentrale Rolle eingenommen, hieß es zur Begründung. Die Reaktion auf die Ernennung waren viele bissige Kommentare von Befürwortern des Autobahnbaus auf dem Portal, die einmal mehr zeigen, wie vergiftet die Atmosphäre vor Ort ist.
Barbara Schlemmer, die in Homberg/Ohm (Vogelsbergkreis) für die Grünen als Stadträtin im Magistrat sitzt, wurde im zurückliegenden Sommer fraktionsübergreifend zum Rücktritt von diesem Mandat aufgefordert, weil sie sich zu sehr radikalisiert habe und der Stadt damit geschadet haben soll. Die Grünen-Fraktion blieb aber an ihrer Seite, und für Schlemmer kam es nicht infrage, dem Appell zu folgen.
Die freiberufliche Mediatorin ist in den zurückliegenden Monaten auch eine beharrliche Stimme jener geworden, die die Rechtfertigungen der Grünen-Landtagsfraktion für den Autobahnbau leid sind. Der Grünen-Basis, die sich in Hessen längst gegen die Partei auflehnt, weil diese ihre Ideale für den Machtanspruch über Bord geworfen hat, hat sie damit ein Gesicht gegeben.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.