Streiks bei Amazon bis Weihnachten

Gewerkschaft Verdi ruft zu Arbeitsniederlegungen an sechs Standorten auf

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Beschäftigte des Online-Versandhändlers Amazon in Deutschland haben mit Beginn der Nachtschicht zum Montag an sechs Standorten die Arbeit niedergelegt. Die Streiks in Werne, Leipzig, Rheinberg, Koblenz sowie an zwei Standorten in Bad Hersfeld sollen bis einschließlich Heiligabend andauern, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte. Sie rechnet mit rund 1700 Teilnehmern an dem Streik.

Die Gewerkschaft fordert, dass Amazon den Tarifvertrag für den deutschen Einzelhandel unterzeichnet. Es ist eine Forderung, die Verdi bereits seit Jahren vergeblich durchzusetzen versucht. Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger erklärte nun, die weitgehende Schließung von Läden seit der vergangenen Woche wegen des Lockdowns in der Corona-Pandemie habe dazu geführt, dass das Bestellaufkommen bei Versandhändlern wie Amazon noch einmal deutlich gestiegen sei. Amazon verdiene sich in der aktuellen Krise »eine goldene Nase«.

Während der US-Konzern seine Milliardengewinne weiter erhöhe, »verweigert er den Beschäftigten eine tarifvertragliche Bezahlung«, kritisierte die Gewerkschafterin. Stattdessen würden die Mitarbeiter »einem noch größeren Druck ausgesetzt, weil Amazontrotz der zusätzlichen Arbeitshetze Lieferversprechungen macht«. Dies gehe »unweigerlich auf Kosten der Gesundheit der Belegschaft, gerade jetzt unter den Bedingungen der Pandemie«.

Unaufgeregt, pragmatisch, radikal
Nachruf auf den Aktivisten Christian Krähling, der das Gesicht des Widerstands bei Amazon war

Amazon erklärte, Auswirkungen auf die Belieferung der Kunden hätten die Streikaktionen nicht: »Der allergrößte Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeitet ganz normal.« Amazon biete ein Umfeld, »in dem man gerne arbeitet, sich einbringen und erfolgreich sein kann«, betonte der US-Konzern. Im derzeitigen Lockdown unterstütze Amazonzehntausende kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland, indem es ihnen ermögliche, ihre Produkte online zu verkaufen. Agenturen/nd

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.