Fluchthelfer

FPÖ-Mann Thomas Schellenbacher steckt tief im Wirecard-Skandal

  • Stefan Schocher, Wien
  • Lesedauer: 2 Min.

Thomas Schellenbacher, das ist das, was man in Wien als einen unscheinbaren »dritten Zwerg von links« bezeichnen würde. In dem Fall wohl eher von rechts, aber das tut nichts zu Sache. Auf den Besuch der Hauptschule in St. Leonhard am Forst folgte die Höhere Technische Lehranstalt in St. Pölten. Von 2013 bis 2017 mit einem Ticket der Wiener FPÖ im Nationalrat, war er anschließend als Inhaber einer Handelsfirma für Beleuchtungsgeräte aktiv. Ja, die Politik, sie war für Schellenbacher von Anfang an ein hartes Pflaster voller Finten und falscher Freunde. 2016 bereits war der Vorwurf aufgetaucht, ein Geschäftsmann aus der Ukraine mit besten Russland-Kontakten habe für die bessere Platzierung Schellenbachers auf der FPÖ-Liste zehn Millionen Euro bezahlt. Doch wer hätte geahnt, dass dieser Mann zu einer Schlüsselfigur in der Wirecard-Affäre werden würde?

Seit dem Wochenende sitzt Schellenbacher nun in Haft. Festgenommen wurde er zusammen mit zwei Beamten des österreichischen Geheimdienstes BVT. Gemeinsam sollen die drei die Flucht des Ex-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek organisiert haben. Schellenbacher, glauben die Ermittler, habe für den mit Milliarden durchgebrannten Manager die Piloten und den Flug in einer Cessna von Bad Vöslau bei Wien nach Minsk organisiert. Unklar ist, inwieweit Schellenbacher im Bilde war, was er da tut. Er habe schon »Bedenken« gehabt, gab er zu Protokoll.

Treibende Kraft hinter der Aktion scheint viel eher einer der festgenommenen BVT-Männer zu sein. Konkret als Drahtzieher verdächtigt wird der ehemalige Leiter der Abteilung »Informationsbeschaffung und Ermittlung«. Marsalek steht ja seinerseits in Verdacht, BVT-Infos an die FPÖ weitergegeben zu haben - über den Umweg der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft (ORFG). Unterm Strich steht das gesamte BVT in Verdacht, für Wirecard, die FPÖ oder die ORFG gewerkelt zu haben.

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