Mangelnde Distanzierung

Haidy Damm zu nationalistischen Tönen in der Bauernbewegung

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 1 Min.

Sie seien weder rechts noch links. Die schwarze Fahne mit weißem Pflug und rotem Schwert der völkischen Bauernbewegung aus den 1920er Jahren hätten sie aus Traditionsbewusstsein ausgegraben, das habe mit Neonazis nichts zu tun. Vertreter rechter Bewegungen und Parteien würden des Platzes verwiesen. So sagt es einer der Bauern aus Norddeutschland, die in diesen Tagen in Berlin protestieren. Ein anderer verweist darauf, sein Opa habe diese Fahne auch schon getragen. Doch so einfach ist es nicht. Manche Symbole können nicht umgedeutet werden.

Die norddeutsche Landvolkbewegung war antisemitisch, völkisch, nationalistisch und antidemokratisch. Sie gilt als einer der Wegbereiter des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein. Nazis, das waren nicht ein paar Mächtige in Berlin, die eine radikale Bauernbewegung vereinnahmten. Das haben gerade die friesischen Bauern schon ganz allein gemacht, standen sie doch in einigen Kreisen schon 1933 ganz oben auf den Wahllisten der NSDAP. Eine Aufarbeitung ihrer Geschichte hat es unter den Bauern offensichtlich nicht gegeben.

Es ist grundfalsch, die eigene Geschichte auszublenden und sich in diese Tradition zu stellen. Solange bleibt jede Distanzierung halbherzig.

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