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Vom Weltverband vergessen
Bahnradsportler wie Maximilian Levy und Emma Hinze trifft Corona besonders hart.
Wichtig ist, die gute Laune nicht zu verlieren», sagt Bahnsprinter Maximilian Levy lachend, nachdem er aus dem Waldgebiet zwischen Cottbus und Frankfurt (Oder) herausgefahren ist und die Netzabdeckung für sein Mobiltelefon wieder da ist. Levy, im vergangenen Jahr beim allerletzten großen Wettkampf im Bahnradsport noch Europameister im Sprint und im Keirin geworden, kann dieser Tage immerhin regelmäßig trainieren. «Die Bahn in Frankfurt steht uns offen, natürlich unter Einhaltung aller Abstands- und Hygieneregeln», erzählt der gebürtige Ostberliner dem «nd». Sogar ein Trainingslager gab es in diesem Jahr mit dem Nationalkader Sprint schon. «Wir waren im Januar auf Rhodos, damals eine der ganz wenigen Inseln in Europa, die noch als grüne Zone galten», berichtet Levy.
Mit seiner Form ist der Olympiazweite von 2012 zufrieden. Viel Motivation gibt ihm, dass er im Oktober bei den Europameisterschaften in Plovdiv als Einzelstarter Titel und Rekorde holen konnte. Die Wettkampfpause seitdem nimmt aber auch ihn mit. «Im Februar hätten wir ja sonst noch die Sechstagerennen gehabt. Es fehlt einfach alles. Die Wettkämpfe selbst, auch diese stimmungsvolle Atmosphäre wie im Berliner Velodrom. Kaum vorstellbar, dass das vor einem Jahr noch möglich war, alle so dicht gedrängt.» Die lange Pause im Bahnradsport - der vorletzte Wettkampf war die WM im März 2020, der letzte eben die EM in Plovdiv - macht sich für den Profisportler auch finanziell bemerkbar. «Meine Umsätze im Jahr 2020 gingen wegen der entfallenen Startgelder und Prämien um 20 000 Euro zurück. Für 2021 wird es wohl ähnlich sein», meint er.
Levy ist gelernter Industriekaufmann und arbeitet halbtags bei einem Bauunternehmen, das ihn für den Sport freistellt. Das immerhin ermöglichte ihm auch den Start bei den europäischen Titelkämpfen in Bulgarien als Einzelstarter. Der Bund Deutscher Radfahrer hatte aufgrund der Corona-Warnungen damals die Teilnahme zurückgezogen. «Ich kann nicht für die anderen sprechen. Die meisten sind bei der Polizei oder der Bundeswehr angestellt. Das bringt natürlich Sicherheit. Ich habe mir einen eigenen Weg gesucht», sagt Levy. Im Nachhinein ist er froh über die EM-Teilnahme auf eigene Faust. «Diesen Wettkampf noch gemacht und den Erfolg gehabt zu haben, motiviert mich auch jetzt im Training», konstatiert er.
Für Emma Hinze - bei den Weltmeisterschaften in Berlin mit drei Goldmedaillen im Sprint, im Teamsprint und im Keirin die strahlende Heldin - stand die EM wegen einer Knieverletzung ohnehin nicht zur Debatte. Das Knie ist kuriert, sie bereitet sich nun auf die Olympischen Sommerspiele vor. «Die Form stimmt», erzählte sie in einem Videointerview nach dem Trainingslager auf Rhodos. Traurig stimmt sie allerdings, dass sie ihre Regenbogentrikots bislang gar nicht öffentlich zeigen konnte. «Mein letzter Wettkampf war die WM im März 2020.» Nur im Training kann sie die Trikots bislang überstreifen. Jetzt hofft sie auf die nächste Gelegenheit beim Nations Cup im schottischen Newport - im April! Und natürlich auf Olympia in Tokio. Dort will sie wieder Medaillen gewinnen. «Ich bin optimistisch, dass die Spiele stattfinden», sagt sie. Sie würde auch nach Japan fahren, wenn die Spiele ganz ohne Publikum stattfinden.
Auch Levy hofft auf Tokio. Der bislang dreifache Olympiateilnehmer sieht aber auch die Probleme. «Im Radsport ist die Qualifikation ja schon durch. Die Quoten für die einzelnen Länder stehen. Und die Starter selbst auszuwählen, sollte auch nicht schwerfallen. Was machen aber Sportarten, wo das noch gar nicht feststeht?», fragt sich der 33-Jährige und verweist auf das Boxen und die Leichtathletik. Die Faustkämpfer müssen ihre Qualifikationen noch ausfechten, die Leichtathleten Normen erfüllen. Hinzu kommen die Unsicherheiten beim Reisen. Das betrifft dann auch wieder seinen Sport. «Der Weltverband will den Nations Cup durchziehen. Der fordert schon jetzt die Verbände auf, dort Hotels zu buchen und am besten auch gleich zu bezahlen. Wir wissen aber nicht, wie es dann mit den Reisebedingungen wird. Die Einreise wird noch klappen. Was aber ist, wenn man bei der Rückkehr nach Deutschland zwei Wochen in Quarantäne muss - und das drei Monate vor Olympia?» Levy prognostiziert: «Es wird eine schwierige Abwägung.»
Vom Weltverband Union Cycliste Internationale (UCI) fühlt sich Levy seit dem Beginn der Pandemie ohnehin ziemlich vergessen. «Der Bahnradsport wird von der UCI stiefmütterlich behandelt. Letztes Jahr gab es ewig kein Konzept, wie ein Bahnwettkampf unter Pandemiebedingungen durchgeführt werden kann. Die kleinen Veranstalter hatten Auflagen, wie sie bei der Tour de France normal sind. Aber das können die finanziell gar nicht stemmen», berichtet Levy. Und Bedingungen in der Halle, einem kontrollierbaren Areal mit tendenziell weniger Publikum, sind auch anders als die beim Straßenrennen. Hier zeigt sich wieder, dass den Sportarten, in denen viel Geld steckt, zu Pandemiezeiten größere Freiheiten gewährt werden als den kleineren, im Fernsehen weniger sichtbaren und mit weniger Sponsorengeld bedachten. Corona verschärft auch hier die Unterschiede.
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