Leugnen und kleinreden

Jana Frielinghaus über Klagen aus einer Polizeihochschule

Mutmaßlich 12 000 Fälle rechtswidriger Gewaltanwendung durch Polizisten gibt es in Deutschland jedes Jahr. Das ist ein Zwischenergebnis einer Studie der Uni Bochum. Die Schätzung beruht auf zahlreichen Interviews mit Opfern illegaler Misshandlungen durch Beamte und der Tatsache, dass die Opfer mehrheitlich keine Anzeigen gestellt haben. Denn sie wissen: Polizisten müssen kaum Konsequenzen fürchten, das belegt die Statistik zu eröffneten Verfahren und Verurteilungen nach Anzeigen gegen Beamte auf bedrückende Weise.

Das Verdienstvolle an Studien wie der Bochumer: Daraus lassen sich Maßnahmen ableiten, wie die Position der Bürger und damit das schwindende Vertrauen in den Staat und seine Institutionen gestärkt werden kann. Das finden Kräfte aus der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz aber offenbar nicht. Sie schalten die Methodik des Bochumer Teams in Pressemitteilung und Mailkampagne als unwissenschaftlich und übten sich in reflexhafter Leugnung struktureller Probleme.

Angesichts dessen ist die Solidarisierung zahlreicher Polizeiforscher mit den Bochumern ein ermutigendes Signal. Und dass sich der Direktor der Polizeihochschule nun von Diskreditierungsversuchen distanzierte, ist eine positive Überraschung.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal