Paraguay brennt für eine andere Regierung

Seit mehreren Tagen demonstrieren Tausende Menschen und fordern unter den Rücktritt von Präsident Mario Abdo Benítez und seines gesamten Kabinetts.

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Asunción. Die Stimmung in Paraguay ist längst gekippt. Vor ein paar Monaten wurde das südamerikanische Land für seine Beherrschung der Coronavirus-Pandemie gelobt. Davon ist keine Rede mehr. Das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps. Auf den Intensivstationen der öffentlichen Krankenhäuser sind fast alle Betten belegt. Mehr als 3200 Menschen sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.

Seit mehreren Tagen demonstrieren Tausende Menschen und fordern unter den Rücktritt von Präsident Mario Abdo Benítez und seines gesamten Kabinetts. Viele beschuldigen die Regierung der Korruption und Unfähigkeit wegen des Mangels an medizinischem Material und Medikamenten, der Verzögerung bei der Ankunft von Impfstoffen und den Mängeln des öffentlichen Gesundheitssystems. Die Proteste, die unvermindert anhalten, begannen am 12. März, als sich etwa 5000 Menschen in der Nähe des Kongresses in der Hauptstadt Asunción versammelten. Die Polizei setzte Gummigeschosse und Tränengas gegen die Menge ein. Es wurde anschließend von mindestens einem Toten und 21 Verletzten berichtet.

Seit Tagen war es bereits zu Spannungen wegen des Mangels an medizinischem Material in den öffentlichen Krankenhäusern gekommen. Zuerst kosteten die sozialen Unruhen Gesundheitsminister Julio Mazzoleni seinen Job, der am 12. März zurücktrat. Danach kündigte Abdo Benítez »um der Befriedung willen« die Ablösung des Bildungsministers Eduardo Petta, der Frauenministerin Nilda Romero und des Stabschefs der Präsidentschaft, Juan Ernesto Villamayor, im Rang eines Ministers an. Die Befriedungsstrategie von Benítez ist bisher auf alle Fälle fehlgeschlagen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal