Ex-Präsidentin Áñez in Bolivien verhaftet

Staatsanwaltschaft erlässt Haftbefehl wegen »Terrorismus«

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La Paz. Boliviens frühere De-facto-Übergangspräsidentin Jeanine Áñez ist unter dem Vorwurf des »Terrorismus« und des »Aufruhrs« festgenommen worden. Áñez befinde sich nun in Polizeigewahrsam, teilte Innenminister Carlos Eduardo del Castillo am Samstag mit. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen Áñez im Zusammenhang mit einem angeblichen Putsch gegen den langjährigen früheren Staatschef Evo Morales erlassen.

Im Zusammenhang mit den Staatsstreich-Ermittlungen wurden am Freitag auch zwei frühere Minister aus Áñez’ Regierung festgenommen: Ex-Energieminister Rodrigo Guzman und Ex-Justizminister Alvaro Coimbra. Die frühere Vize-Senatspräsidentin Áñez hatte das höchste Staatsamt im November 2019 übergangsweise übernommen, nachdem Morales angesichts von Massenprotesten und unter dem Druck der Armee vom Präsidentenamt zurückgetreten war.

Castillo gratulierte der Polizei zu ihrer »großartigen Arbeit« bei der »historischen Aufgabe«, Gerechtigkeit in Bolivien zu schaffen. Morales erklärte auf Twitter, gegen die »Drahtzieher und Komplizen« des »Staatsstreichs« gegen ihn müsse »ermittelt« werden, zudem müssten sie »bestraft« werden.

Die rechte Politikerin Áñez selbst hatte den Haftbefehl am Freitag im Onlinedienst Twitter veröffentlicht und dazu geschrieben: »Die politische Verfolgung hat begonnen.« Die Regierung werfe ihr vor, »an einem Staatsstreich teilgenommen zu haben, den es nie gegeben hat«, fügte sie hinzu.

Das bolivianische Fernsehen zeigte am frühen Samstagmorgen Bilder von Áñez bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen von La Paz, in Begleitung von Castillo und mehreren Polizisten, jedoch ohne Handschellen. Vor Journalisten bezeichnete sie ihre Festnahme als »illegal«. Später wurde sie zur Befragung in ein Regierungsgebäude gebracht. AFP/nd Kommentar Seite 8

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