Vom Gärtner zum OECD-Chef

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.

Knapp hat sich Mathias Cormann gegen die ehemalige schwedische EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström durchgesetzt und wird neuer OECD-Generalsekretär. Als Chef der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung will sich der Ex-Finanzminister Australiens auf die wirtschaftliche Erholung nach der Coronakrise konzentrieren, die Besteuerung der großen Techunternehmen und den Klimawandel angehen.

Vor allem Umweltschutzorganisationen kritisieren die Entscheidung. Die Greenpeace-Direktorin Jennifer Morgan kommentierte, Cormann habe eine »beunruhigende Erfolgsbilanz bei der Blockierung von Klimaschutzmaßnahmen«. Tatsächlich hat Cormann in der Vergangenheit versucht, Australiens Ziele für erneuerbare Energien abzuschaffen und bezeichnete die einstige CO2-Steuer 2011 als »sehr teuren Scherz«. Die Klimaschutzsteuer, die eine sozialdemokratische Regierung in Australien eingeführt hatte, wurde nach einem Regierungswechsel von Cormanns liberalkonservativer Partei wieder abgeschafft.

In Australien war der 50-Jährige in jüngst in die Kritik geraten, da er einen Jet der australischen Luftwaffe nutzte, um in Europa Werbung für seine OECD-Bewerbung zu machen. Cormann stammt aus Belgien. Um in Australiens Politik mitmischen zu können, gab der Jurist seine belgische Staatsbürgerschaft auf. Nach Australien kam er nicht mit politischen Ambitionen, sondern der Liebe wegen. Die Beziehung zerbrach, doch Cormann blieb.

Leicht war der Start im neuen Land nicht. Sein Jurastudium wurde nicht anerkannt und zeitweise arbeitete Cormann als Gärtner. Schließlich ergatterte er einen Job bei der konservativen Liberal Partei. Dort ging es für den strenggläubigen Katholiken stets bergauf - 2013 wurde er Finanzminister und war für wenige Tage sogar einmal amtierender Premierminister.

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