Geldspritze für die verlorene Generation

Das Kabinett bringt ein Aufholpaket für Kinder und Jugendliche auf den Weg

Die Auswirkungen des Lockdowns auf Kinder und Jugendliche sind einschneidend. Es gebe beispielsweise Schüler*innen, die in der Grundschule zwar Lesen und Schreiben gelernt hätten, sagt etwa der Bildungsforscher Aladin El-Mafaalani von der Universität Osnabrück dem Bayerischen Rundfunk, bei denen aber durch die Unterrichtsausfälle dieses Wissen wieder verloren gegangen sei. Er warnt auch davor, die Folgen des Ausnahmezustands zu unterschätzen; diese würden noch ein ganzes Jahrzehnt sichtbar sein.

Mit einem »Aufholpaket« will die Bundesregierung die sozialen Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche lindern. Am Mittwoch hat das Kabinett ein zwei Milliarden Euro umfassendes Hilfsprogramm auf den Weg gebracht, das nach Angaben von Familienministerin Franziska Giffey (SPD) und Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) vier Säulen umfasst: Um Lernrückstände zu mindern, soll demnach bis Ende 2022 eine Milliarde Euro für Nachhilfeunterricht bereitgestellt werden. Außerdem soll die Zahl der Sprach-Kitas um 1000 auf über 7000 steigen, um Kinder zu unterstützen, deren Muttersprache nicht Deutsch sei. Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche sowie Erholungsurlaube für Familien werden den Plänen nach ebenfalls gefördert. Darüber hinaus soll die Schulsozialarbeit verstärkt werden. Es gehe darum, »Kinder, Jugendliche und ihre Familien nach den harten Lockdown-Zeiten auf dem Weg zurück in einen geregelten Alltag« zu unterstützen, betonte Giffey.

Beschlossen hat das Kabinett am Mittwoch außerdem einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Ab Sommer 2026 sollen alle Kinder der 1. Klassen ein Anrecht darauf haben; in den Jahren darauf soll jeweils eine Schulklasse hinzukommen, sodass ab 2029 ein Anspruch für die Klassenstufen 1 bis 4 gilt. Der Ausbau der Betreuung wird vom Bund mit bis zu 3,5 Milliarden Euro finanziert. An den laufenden Kosten will der Bund sich mit mehr als 900 000 Euro jährlich beteiligen.

Integrationsstaatsministerin Annette Widmann-Mauz (CDU) erklärte, mit den Maßnahmen müsse sichergestellt werden, dass auch Kinder und Jugendliche mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte erreicht würden, die einen Anteil von annähernd 40 Prozent der unter 15-Jährigen ausmachten. Nach Einschätzung des Deutschen Lehrerverbandes haben 20 bis 25 Prozent der Schüler*innen erhebliche Lerndefizite erlitten.

Das Deutsche Kinderhilfswerk zweifelt indes, ob das Aufholpaket ausreicht. »Natürlich hört sich ein Zwei-Milliarden-Programm erst einmal gut an, aber im Endeffekt werden damit weniger als 150 Euro pro Kind in die Hand genommen«, erklärte Präsident Thomas Krüger. Das werde nicht ausreichen, um die Bedarfe der Kinder zu decken, ist er sich sicher. »Dafür sind die Befunde der Studien über die Auswirkungen der Pandemie auf die physische und psychische Verfassung unserer Kinder zu gravierend.« Mit Agenturen

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