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Die falsche Musik
Cyrus Salimi-Asl über leise US-Diplomatie, die keiner hört
Auf leisen Schritten reiste US-Außenminister Antony Blinken durch Nahost - Israel, Palästina, Ägypten, Jordanien - , um den Weg zu ebnen für eine zukünftige Friedenslösung. Nur wie soll diese aussehen, wenn Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bei Bruch der Waffenruhe martialisch »harte Konsequenzen« androht. Und wie sollen die Palästinenser zueinander finden, wenn sich zwischen Hamas und der Autonomiebehörde in Ramallah ein tiefer Graben zieht, der auch den Wiederaufbau Gazas tangiert?
In dieser Lage sind die leisen Töne der US-Diplomatie die falsche Musik, denn niemand hört sie - weder die israelische Regierung noch die Palästinenser. Als Erfolg kann Blinken seine Reise kaum verbuchen, profitiert haben indes Ägypten, Jordanien und - Netanjahu: Die Regierung in Kairo hat maßgeblich mitgewirkt am Zustandekommen des Waffenstillstands, der autokratische Präsident Al-Sisi macht sich damit unentbehrlich.
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profitieren nicht die Palästinenser
Jordanien hält seine Hand über die heiligen Stätten von Muslimen und Christen in Jerusalem und bleibt Stabilitätsanker in einem Meer von Konflikten. Und Netanjahu? Der gilt wieder als Israels starker Mann, auch für die nächste Regierung. Fazit: Der Status quo zwischen Israel und den Palästinensern bleibt uns erhalten, gewalttätige Auseinandersetzungen inbegriffen.
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