Krawall und Remmidemmi in den Parks

Trotz Corona im Freien feiernde Menschen bringen die Nachbarschaft in Rage - es kommt zu Randale

  • Ulrike von Leszczynski und Lukas Dubro
  • Lesedauer: 3 Min.

In mehreren Berliner Parks haben große Partys in der Nacht zum Samstag die Polizei auf den Plan gerufen. Anwohner waren gegen Mitternacht vom Lärm genervt. Auch wegen Verstößen gegen die Corona-Hygieneauflagen räumte die Polizei einige Grünanlagen. Dabei kam es mitunter zu Randale. Kulturverwaltung und Clubszene denken über Lösungen nach.

Im Mauerpark feierten rund 1500 Menschen. Nach Beschwerden von Anwohnern über den Krach kam die Polizei. Beamte seien von Feiernden angegriffen und mit Flaschen beworfen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Zwei Polizisten seien leicht verletzt worden. Mit dem EM-Fußballspiel Italien gegen die Türkei hätten die Zusammenstöße auch in anderen Parks nichts zu tun gehabt, erklärte die Sprecherin. Es sei immer um zu laute Musik gegangen. Einige Feiernde seien alkoholisiert und weniger bereit gewesen als andere, die Parks nach Aufforderung zu verlassen.

Die Lage in der Pandemie bleibt verzwickt. Denn die Clubs sind weiter geschlossen, und für Freiluftorte zum Tanzen sind in Berlin bisher erst wenige Pilotversuche bekannt, darunter zwei Clubprojekte. Weitere sind geplant.

Die Senatskulturverwaltung appellierte am Samstag an eine sichere, aber auch willige und lockere Hand bei Genehmigungsverfahren für Flächennutzungen draußen. Die Clubszene habe sich 15 Monate lang vorbildlich und verantwortungsvoll verhalten, sagte Pressesprecher Daniel Bartsch. »Solche Sachen sollten ermöglicht werden.« Dabei seien Konzepte gemäß der Auflagen nötig.

Mit dem Pilotprojekt »Open Air« sollte zum Beispiel am Sonntag im Berliner Club Revier Südost getestet werden, wie in der Corona-Pandemie sicher unter freiem Himmel getanzt werden kann. Dabei soll ein Konzept entstehen, das sowohl für Behörden als auch für Clubs Richtschnur sein kann. Das Pilotprojekt startet in der neuen Location des Technoclubs Griessmühle. 300 freiwillige Tänzer dürfen über ein Losverfahren teilnehmen. Alle müssen dafür entweder getestet, geimpft oder genesen sein. Masken bleiben Pflicht.

Freitagnacht sah das ganz anders aus. Im James-Simon-Park und im benachbarten Monbijoupark nahe der Museumsinsel feierten nach Polizeiangaben gegen 23.30 Uhr rund 2000 Menschen. Es sei an manchen Stellen zu dichtem Gedränge gekommen, hieß es. Ein Besucher soll Reizgas in die Menge gesprüht haben. Nach Angaben der Polizei gab es bei der Räumung dieser Parks aber keine Verletzen.

Im Bürgerpark Pankow trafen sich gegen 23 Uhr rund 200 Feierlaunige. Da es aus der Gruppe heraus auch hier zu Gewalt gekommen sei, hätten Einsatzkräfte die Grünfläche geräumt und Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Auch den Park Hasenheide in Neukölln ließ die Polizei räumen, weil sich dort größere Gruppen aufhielten, laute Musik hörten und Hygieneregeln missachteten. Ein Ärgernis für Anwohner sind nicht nur hier die Müllberge am Morgen danach. Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) schlug am Samstag im rbb-Inforadio vor, das betonierte Vorfeld des Flughafens Tempelhof als bewirtschaftete Fläche zum Feiern auszuweisen. Ob das funktionieren würde, konnte die Senatskulturverwaltung wegen komplizierter Zuständigkeiten auf die Schnelle nicht sagen. Eine Prüfung wäre wünschenswert, sagte Sprecher Bartsch. Es seien bereits Flächen für Open-Air-Veranstaltungen gemeldet. Die Umweltverwaltung stellte aber schon klar, dass das Tempelhofer Feld per Gesetz für große Partys tabu bleibe. dpa

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