Comandante Dos

Nicaraguas Polizei verhaftet auch Ex-Guerillera Dora María Téllez

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Nicaraguas Präsident Daniel Ortega hat Angst vor einer Wahlniederlage. Anders lassen sich die Verhaftungsorgien der nicaraguanischen Polizei nicht erklären, die auch vor Revolutionsikonen wie der ehemaligen Guerillera Dora María Téllez nicht mehr haltmachen. Die 65-Jährige gehörte laut Polizei zu jenen fünf Oppositionspolitiker*innen, die am Wochenende verhaftet wurden – es waren nicht die ersten.

Téllez, die als Gesundheitsministerin von 1985 bis 1990 in der damaligen ersten Regierung von Daniel Ortega am Kabinettstisch saß, wurde am Sonntag nach stundenlanger Belagerung durch die Polizei auf ihrer Farm am Stadtrand von Managua festgenommen.

Téllez ist führendes Mitglied der Sandinistischen Erneuerungsbewegung (MRS) – inzwischen umbenannt in Unamos (Wir verbünden uns) – der Partei, die sie 1995 unter anderem mit dem Schriftsteller und Ex-Vizepräsidenten Sergio Ramírez gegründet hat. Sie war maßgeblich am Sturz des Diktators Anastasio Somoza 1979 beteiligt, des Letzten aus einer bis 1934 zurückreichenden Familiendynastie.

1978 war sie als Comandante Dos (Kommandant Nr. 2) an der Einnahme des Nationalpalastes beteiligt. Die Abgeordneten wurden als Geiseln genommen, Diktator Somoza musste eine halbe Million Dollar Lösegeld zahlen und 80 politische Gefangene freilassen. Es war der Anfang vom Ende der Somoza-Diktatur.

Nach ihrem Rückzug aus der Partei der sandinistischen Befreiungsbewegung FSLN wurde Téllez zu einer Kritikerin ihres ehemaligen Weggefährten Daniel Ortega. Sie warf ihm nach dessen Rückkehr an die Schalthebel 2006 vor, das Land zunehmend autoritär zu regieren.

2008 begab sie sich in den Hungerstreik »für die Verteidigung des Rechtes auf Demokratie und unser Recht auf Leben«. An diesem Kampf hielt sie seitdem fest und pochte immer auf die Verwendung ausschließlich »friedlicher Mittel.« Vor der Inhaftierung hat sie das nicht bewahrt.

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