Plurinationale Feministin

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

In der aktuellen Verfassung Chiles kommen die Mapuche nicht vor - so wenig wie andere indigene Völker. Die aktuelle Verfassung stammt von 1980 und damit mitten aus der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1990).

Elisa Loncón ist Mapuche und sie wurde am Sonntag in Chile zur Präsidentin des Verfassungskonvents gewählt, der eine neue Verfassung ausarbeiten soll. »Ich möchte allen dafür danken, dass sie eine Mapuche und eine Frau gewählt haben, um die Geschichte dieses Landes zu verändern«, sagte die Englischlehrerin und Linguistin. Ihre Dankesrede hielt die Aktivistin auf Mapudungun, der Sprache der Mapuche, und auf Spanisch. Für die Ausarbeitung der neuen Verfassung ist nun ein Jahr Zeit.

Das Selbstverständnis der 58-Jährigen ist links: »Meine Leute waren immer Kämpfer und wir haben an den Erfolgen der verschiedenen Linken mitgearbeitet«, erzählte sie in einem Interview mit der Zeitung »El País«. Ihre Vorfahren kämpften demnach 1883 gegen die militärische Besetzung von Araucanía - dem Siedlungsgebiet der Mapuche im Süden Chiles. An Salvador Allendes Regierungszeit (1970-73) hat sie positive Erinnerungen: »Meine Familie war glücklich, denn sie gaben uns ein Stipendium, mit dem sie mir meine ersten Lederschuhe kauften.« Vor den Lederschuhen musste sie in schwarzen Plastiksandalen die acht Kilometer zur Schule zurücklegen, nachdem sie davor mit Straßenverkauf zum Familieneinkommen beizutragen hatte.

Ihre Vorstellung vom künftigen Chile ist klar: plurinational. Alle zehn indigenen Nationen, die es bereits vor dem Staat Chile gab, müssten in der neuen Verfassung gleichberechtigt anerkannt werden. Mit Recht auf Selbstbestimmung, aber nicht zur Sezession. »Freiheit und Leben für alle, die Widerstand leisten«, twitterte sie als Botschaft für das künftige Chile. Nicht alle werden das gerne hören.

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