Heftige Kämpfe um Provinzhauptstadt

Afghanisches Militär entsendet hunderte Soldaten nach Badghis

  • Lesedauer: 2 Min.

Herat. Die radikalislamischen Taliban und afghanische Streitkräfte haben sich am Donnerstag am zweiten Tag in Folge heftige Kämpfe um die Provinzhauptstadt Kala-i-Naw geliefert. Über der Stadt in der nordwestlichen Provinz Badghis stiegen dicke Rauchwolken auf. Das Verteidigungsministerium teilte auf Twitter mit, es habe hunderte Soldaten in die Stadt geschickt, um einen »groß angelegten Einsatz« zu starten. Am Mittwoch waren die Taliban in die Stadt mit etwa 75 000 Einwohnern eingedrungen, am Donnerstag befanden sie sich nach Angaben von Bewohnern noch immer in der Stadt. »Man kann sie auf ihren Motorrädern fahren sehen«, sagte Asis Tawakoli, ein Einwohner der Stadt. »Die Geschäfte sind geschlossen, es ist kaum jemand auf der Straße.« Fast die Hälfte der Einwohner sei geflohen. Hubschrauber und Flugzeuge hätten die ganze Nacht hindurch Ziele der Taliban bombardiert.

Die Situation habe sich seit Mittwoch »nicht wirklich verändert«, sagte Sia Gul Habibi, Vertreterin des Provinzrates von Badghis. Es gebe »sporadische« Kämpfe in der Stadt und einige Sicherheitskräfte hätten sich den Taliban angeschlossen. Der Gouverneur von Badghis, Hessamuddin Schams, bestätigte, die Miliz habe »ihre Angriffe in mehreren Teilen der Stadt wieder aufgenommen«. Der Feind werde jedoch »zurückgedrängt und flieht«. Am Donnerstag wurden nach Angaben des Leiters der Gesundheitsbehörden von Badghis, Abdul Latif Rostaee, zehn verletzte Zivilisten in das Krankenhaus der Stadt gebracht, darunter Frauen und Kinder.

Die Kämpfe scheinen sich auf die Nachbarprovinz Herat auszuweiten, wo die Behörden einräumten, zwei Bezirke an die Islamisten verloren zu haben. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtete, die Taliban hätten Menschen aus ihren Häusern vertrieben und Häuser geplündert oder niedergebrannt. Die Taliban haben bereits eine Reihe von Gebieten in Afghanistan unter ihre Kontrolle gebracht, bisher aber noch keine Provinzhauptstadt.AFP/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal