Tanz den Boris Johnson

Kurt Stenger über das provokante britische Corona-Großexperiment

Es darf wieder getanzt werden in Englands Diskotheken. Fast alle der verbliebenen Corona-Maßnahmen wurden am Montag, dem »Freedom Day«, aufgehoben - trotz exponentiell steigender Fallzahlen mit einer Inzidenz weit über 400. Den konservativen britischen Premier Boris Johnson ficht das nicht an; er erklärt die vierte Welle kurzerhand zur »Exit Wave«.

Aus deutscher Sicht mutet das mehr als befremdlich an. Hier wird man schon nervös beim aktuellen Anstieg der Inzidenz über 10. Der Blick auf die Insel ist dennoch wichtig: Hier findet ein riesiges Experiment mit zig Millionen Teilnehmern statt, bei dem sich schnell herausstellen wird, ob sich bei Corona durch hohe Impfquoten Inzidenz und schwere Erkrankungen entkoppeln lassen, wenn es mit der Herdenimmunität ja nichts wird. Das wird auch für die deutsche Debatte in den kommenden Monaten der zentrale Punkt sein, denn die Zahlen werden wegen Delta und des im Vorfeld der Wahlen zu lax regulierten Reisegeschehens kräftig weitersteigen.

Dennoch ist der britische Weg hierzulande unvorstellbar, selbst wenn natürlich auch dort nicht alles wie früher ist, und er mutet eher wie eine Provokation an. Und so würde die Band D.A.F. in einem Update ihres Hits von 1981 jetzt sicher die Zeile aufnehmen: »Tanz den Boris Johnson!«

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