Grüner Junge am Gartentor

MEINE SICHT: über Wahlwerbung am Kleingarten

Am Freitagabend habe ich auf meiner Kleingartenparzelle den Rasen gemäht. Als ich nach getaner Arbeit gehen wollte, entdeckte ich an die Gartentür eine Tüte Samen »Mischung Bienenwiese«. Die hatte mir offensichtlich Louis hingehängt - Louis Krüger (Jahrgang 1996), ein noch ziemlich milchgesichtiger Kandidat der Grünen für die Berliner Abgeordnetenhauswahl, der sich aber selbst ganz unbescheiden als schon politisch erfahren beschreibt und behauptet, dass die Grünen die Kleingärten erhalten wollen und dass wir gemeinsam - also Louis und ich - mehr erreichen könnten beim Schutz der Gartenanlagen. »Ich freue mich, wenn wir darüber ins Gespräch kommen«, steht auf der Wahlwerbung, die der Tüte Samen beigegeben ist.

Ich bezweifle das. Denn Louis hätte mich gern ansprechen können, hat das aber nicht getan. Wahrscheinlich war er nicht einmal selbst an meiner Gartentür, sondern einer seiner Helfer. Aber auch dem hätte ich ein paar Takte erzählt. Schließlich habe ich vom Engagement der Berliner Grünen für die Kleingärten einen völlig anderen Eindruck gewonnen als den von Louis vermittelten.

Denn der Kleingartenentwicklungsplan, der im Verantwortungsbereich von Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne) entstand und 2020 vorgelegt wurde, stellte für die kommenden zehn Jahre 473 Parzellen zur Disposition, die lange Liste der Verkehrsprojekte noch nicht mitgerechnet. Zwölf Gartenkolonien sollten komplett abgeräumt werden und fünf teilweise. Ausgerechnet auch meine Anlage, in die Louis oder seine Freunde diese meiner Meinung nach irreführende Wahlpropaganda hängten, ist nicht gesichert. Ich empfinde das als Wählertäuschung, bei dem das grüne Image die Tatsachen verdecken soll. Klar können sich Kleingärtner schwer vorstellen, dass die Grünen die Parzellen erheblich verkleinern und nicht mehr unbefristet verpachten möchten. Louis - wir müssen reden!

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