Trostspendend waren die Lieder

Keith Carradine: »I’m Easy«

  • Frank Jöricke
  • Lesedauer: 2 Min.

Man kann nicht behaupten, dass der Ort Nashville auf den Film »Nashville« gewartet hätte. Regisseur Robert Altman (»M*A*S*H«, »The Player«) präsentierte 1975 das Mekka der Country & Western-Anhänger in wenig schmeichelhaftem Licht. Die Stadt entpuppt sich als Panoptikum von Egomanen, Karrieristen, Opportunisten, zwanghaften Fremdgängern und seelischen Wracks. In dieser Vorhölle der Neurotiker und Narzissten fällt selbst ein besessener Fan, der später zur Waffe greift, nicht weiter auf. Selten wurde die Welt des Musik-Business so ungeschönt dargestellt.

Und doch gelingt es »Nashville« - einem Klassiker des New Hollywood - Interesse, ja, Begeisterung für dieses musikalische Genre zu wecken. So trostlos sich die Charaktere präsentieren, so trostspendend sind die Lieder, die sie singen.

Das sahen Hollywoods Oscar-Juroren ähnlich. Was Robert Altman nicht vermochte - die Academy-Awards-Entscheider zu überzeugen -, gelang Keith Carradine. Er, der im Film einen Kotzbrocken par excellence abgibt, gewann mit »I’m easy« einen Oscar.

Und auch die Countryszene sollte ihren Frieden mit Altman schließen. »Nashville« gilt heute als das Werk, das mithalf, den Weg für die moderne Countrymusik zu bahnen. Der Film wurde zur Initialzündung für die Gegenbewegung, für Rebellen wie Willie Nelson. Gemeinsam mit mehreren Mitstreitern veröffentlichte er ein Jahr nach »Nashville« das Sammelalbum »Wanted! The Outlaws« - es war die erste Countryplatte, die Platin gewann.

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