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Spätes Gedenken an Neonazi-Opfer

In Lichtenberg wurde eine Gedanktafel für Kurt Schneider aufgestellt

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Kurt Schneider wurde 38 Jahre alt. Am 6. Oktober 1999 wurde er nahe dem ehemaligen Friedhof Lichtenberg von vier Neonazis ermordet. Zunächst schlugen sie ihn zusammen und raubten ihn aus, um später an den Ort des Überfalls zurückkehren und ihn dort brutal zu töten.

Am Dienstagabend, knapp 22 Jahre nach dem Mord, wurde am Tatort eine Gedenktafel für Kurt Schneider enthüllt, die das Bezirksamt Lichtenberg in Auftrag gegeben hatte. Das Gericht hatte den Fall nicht als neonazistischen Mord angesehen, obwohl die Täter aus ihrer sozialchauvinistischen Einstellung keinen Hehl machten. Schneider war erwerblos und bezog Arbeitslosenhilfe, die Neonazis sahen ihn als minderwertig an. Der Kopf der Tätergruppe lebte nur wenige Meter entfernt vom Tatort am Hoenerweg, wohin sich die Gruppe nach dem Mord zurückgezogen hatte.

Erst 2018 hatten Forschungen des Zentrums für Antisemitismusforschung dafür gesorgt, dass Schneider nachträglich in die Liste der Todesopfer rechter Gewalt aufgenommen wurde. 2019 hatte die erste Gedenkkundgebung für Kurt Schneider stattgefunden (»nd« berichtete). Im vergangenen Jahr hatte die Antifaschistische Vernetzung Lichtenberg eine provisorische Tafel an der Rudolf-Reusch-Straße 8, dem Zugang zur heutigen Grünanlage, angebracht. Wenige Tage danach war diese von unbekannten Tätern zerstört worden.

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»Rechte Gewalt hat in unserem Bezirk keinen Platz«, erklärte Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) zur Einweihung der Gedenktafel. Man dulde keine Anfeindungen und Übergriffe, sondern biete Menschen Schutz, die von rassistischen, homophoben oder anderen menschenfeindlichen Attacken bedroht sind. »Wir werden nie aufhören, an die Opfer rechter Gewalt zu erinnern. Wir werden Kurt Schneider nicht vergessen«, versprach Grunst.

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