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Absolute Funkstille
Algerien bricht diplomatische Beziehungen zu Marokko ab
Es war nur eine kurze Erklärung des algerischen Außenministers Ramtane Lamamra am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Algier, aber mit weitreichenden Folgen: »Algerien hat beschlossen, die diplomatischen Beziehungen zum Königreich Marokko von heute an abzubrechen.« Diese auf dem diplomatischen Parkett ausgesprochen scharfe Entscheidung kam jedoch nicht aus heiterem Himmel. Seit Monaten schon hatten sich Spannungen aufgebaut zwischen den Regierungen in Rabat und Algier.
Algeriens Außenminister Lamamra warf dem Nachbarland eine »feindliche« Haltung vor. Das marokkanische Außenministerium erklärte daraufhin, »es bedauere diese völlig ungerechtfertigte, aber zu erwartende Entscheidung angesichts der in den letzten Wochen festgestellten Logik der Eskalation und ihrer Auswirkungen auf das algerische Volk«. Was also hat die beiden Nachbarländer auseinandergebracht?
Direkter Auslöser war offenbar die Verstimmung Algiers über Äußerungen des marokkanischen UN-Botschafters: Algerien hatte bereits im Juli seinen Botschafter aus der marokkanischen Hauptstadt Rabat zu Konsultationen zurückgerufen, nachdem Marokkos Gesandter bei der Uno, Omar Hilale, sich für die Selbstbestimmung der Kabylei ausgesprochen hatte, wo vor allem Berber leben. Algier hatte daraufhin erklärt, es werde die Beziehungen zwischen den beiden Ländern »überprüfen« und »die Sicherheitskontrollen an den Westgrenzen verstärken«. Die Grenze zwischen Algerien und Marokko ist seit 1994 offiziell geschlossen.
Algerien wirft Marokko vor, die von Algier als Terrororganisation eingestufte Bewegung für die Selbstbestimmung der Kabylei (MAK) zu unterstützen. Die Bewegung kämpft für die Unabhängigkeit der berbersprachigen Region im Nordosten Algeriens. Die algerischen Behörden machen MAK zudem für die verheerenden Waldbrände im August verantwortlich. Dabei kamen mindestens 90 Menschen ums Leben.
Die Beziehungen zwischen den beiden Maghreb-Staaten waren nie konfliktfrei. Algerien verstand sich nach der in einem blutigen Krieg erkämpften Unabhängigkeit als antiimperialistische Volksrepublik, während sein Nachbar im Westen von einer autokratischen Erbmonarchie beherrscht wird. Gemäß seinem Gründungsmythos unterstützte Algerien die palästinensische Befreiungsbewegung und die Unabhängigkeitsbestrebungen der Sahraui in der Westsahara, die 1975 völkerrechtswidrig von Marokko besetzt worden war. Bis heute verhindern die Machthaber in Rabat, dass die Bevölkerung der Westsahara in einem Referendum über ihr eigenes Schicksal entscheidet. Marokko hatte bereits einmal 1976 die diplomatischen Beziehungen zur algerischen Regierung abgebrochen, als diese die von der Sahraui-Bewegung Polisario ausgerufene Demokratische Arabische Republik Sahara auf dem Gebiet der Westsahara anerkannt hatte.
Streit zwischen den beiden Ländern kam auch auf, als Marokko begann, die diplomatischen Beziehungen zu Israel zu normalisieren – quasi als Gegenleistung für die Anerkennung der marokkanischen »Souveränität« über die Westsahara durch die USA unter Ex-Präsident Donald Trump. Erst kürzlich hat Israels Außenminister Jair Lapid Marokko offiziell besucht und ein Verbindungsbüro in der Hauptstadt Rabat eingeweiht.
Einige Analysten bringen die algerische Reaktion und den Abbruch der Beziehungen nun mit den zunehmenden diplomatischen und politischen Erfolgen Marokkos in den letzten Jahren in Verbindung, darunter eben auch die Anerkennung der Souveränität Marokkos über die Westsahara durch die USA und mehrere Golfstaaten. »Der algerische Schritt fügt sich in den natürlichen Kontext des Regimes in Algier ein, das glaubt, dass eine Eskalation mit Marokko ihm helfen kann, seine tiefe innere Krise zu überwinden«, sagte der libanesische Politologe Khairallah Khairallah laut der Nachrichtenwebseite The Arab Weekly. »Die Zurückweisung der ausgestreckten Hand Marokkos« durch Algerien sei ein Beweis für »den Bankrott eines Regimes, das nicht weiß, dass sein erstes Problem mit seinem Volk und nicht mit Marokko besteht«. Mit Agenturen
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