Repression statt Hilfe

Jana Frielinghaus über die Forderung nach einem Prostitutionsverbot

Alle paar Jahre wird sie wieder mal hochgekocht: die Debatte um ein »Sexkaufverbot«. Befürworterinnen hat die Idee, Sexarbeit administrativ durch Kriminalisierung der Freier beenden zu können, in allen politischen Lagern. Nun hat die Frauen-Union das Prostitutionsverbot zu ihrer Hauptforderung im Wahlkampf erkoren. Bezeichnend, dass sich eine Mehrheit der Christdemokratinnen für das paternalistische »schwedische Modell« gefunden hat - in dem die Belange von Männern und Transpersonen in der Prostitution zudem keine Rolle spielen.

Das Modell ist Schaufensterpolitik, mit der keiner Sexarbeiterin und keinem Sexarbeiter geholfen ist. Denn allen Beteuerungen zum Trotz werden auch diejenigen kriminalisiert, die sexuelle Dienste anbieten. Sie werden in die Illegalität abgedrängt, sind perversen Kunden und solchen, die nicht bezahlen wollen, schutzlos ausgeliefert. All das kümmert offenbar weder die Unionsfrauen noch andere Kämpferinnen für die Abschaffung der Prostitution. Ihnen sollten zumindest die Aussagen von Expertinnen der zu den christlichen Kirchen gehörenden Sozialdienste zu denken geben: Auch sie halten ein Verbot für kontraproduktiv und fordern stattdessen neben praktischen Ausstiegshilfen eine Stärkung der Rechtsposition Prostituierter.

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